200 Menschen gedachten den Opfern von Hanau

Weißenburg (red). Mehr als 200 Menschen waren am Freitagabend nach dem Aufruf des Landkreisbündnis gegen Rechts auf dem Marktplatz zusammen gekommen, um nach den rassistischen Morden in Hanau den Opfern zu gedenken, um Zusammenhalt zu demonstrieren und ein entschlossenes Vorgehen gegen Rassismus und rechten Terror anzumahnen. Versammelt hatte sich ein buntes und breites Spektrum der Stadt, unter ihnen auch Gesichter der Stadtpolitik aus allen politischen Parteien. Nach dem Verlesen der Namen der Opfer, wurde in einer Schweigeminute an sie und an alle Opfer rassistischer Gewalt erinnert.

Für das Landkreisbündnis moderierte Victor Rother die Mahnwache und nannte einige chronologische Punkte rechter Gewalttaten der letzten Jahre in Deutschland. Vom Mord am Kasseler Regierungspräsidenten im Juni 2019 bis zum antisemitischen Anschlag in Halle im Oktober letzten Jahres. Davon, dass erst am 14. Februar mehrere Mitglieder einer rechtsterroristischen Vereinigung verhaftet wurden, die Anschläge auf Moscheen geplant hatten. „Wann, wenn nicht jetzt, ist es an der Zeit, aufzustehen und laut NEIN zu sagen. Wann, wenn nicht jetzt, ist es an der Zeit, Gesicht für ein liberales und weltoffenes Deutschland zu zeigen“, fragte Rother. Der AFD gab er eine Mitschuld als „Brandstifter und politischer Arm der rechten und rassistischen Gewalt in Deutschland“.

Aus den Reihen der Mitgliedsorganisationen sprach zuerst Mathias Hertlein als Kreisvorsitzender der Jusos. Hertlein mahnte an, im Alltag konsequent rassistischen Parolen zu widersprechen und Stellung zu beziehen: „Wenn jemand in der Öffentlichkeit rassistisch angegangen wird, dürfen wir nicht wegschauen, sondern müssen einschreiten.“ Er erneuerte zudem den Ausspruch von Gerhard Schröder „Wir brauche einen Aufstand der Anständigen“. Hertlein appellierte an die Teilnehmer*innen: „Wir sind mehr. Davon bin ich überzeugt. Aber wir sind noch nicht genug. Es wird Zeit, dass wir die schweigende Mehrheit davon überzeugen Farbe zu bekennen.“

Katrin Schramm, Bündnis 90/ Die Grünen, bedankte sich für die Organisation der Mahnwache sowie „bei jedem einzelnen Anwesenden“ für das eindeutige Zeichen gegen rechte Gewalt. Sie bedauerte, dass so fürchterliche Tragödien notwendig seien, bis auch in konservativen Parteien nun starke Konsequenzen angekündigt würden und das Offenbare gesehen wird. „In Dankbarkeit an welcher Stelle zu welcher Zeit wir das unverdiente Glück haben leben zu dürfen. Wir müssen dazu beitragen dass die Wirtschaft, welche dringend internationale Arbeitskräfte benötigt und unser durch fremde Kulturen bereichertes Leben hier stabil weiterhin möglich bleibt und dazu auch die Wahl als das Bürgerinstrument nutzen“, so Schramm in ihrem Redebeitrag

Felix Goldhorn, DIE LINKE, machte deutlich, dass er es nicht dulden könne, wenn Mitglieder seiner Partei auch hier im Landkreis immer wieder mit Faschisten gleichgesetzt werden. „Wir stehen für soziale Gerechtigkeit und eine offene und tolerante Gesellschaft. Die Gleichsetzung von links und rechts verharmlost den rechten Terror in Deutschland und das ist brandgefährlich!“

Am offenen Mikrofon erklärte Regina Hackenberg, Jusos: „Viel zu oft spielt die ethnische Herkunft eines Menschen eine Rolle. Es wurden Menschen getötet durch deren Adern das selbe rote Blut fließt. Alle Menschen sind gleich und wir müssen für ihre Rechte kämpfen.“  Eine menschenverachtende Weltanschauung machte Harald Dösel, SPD, als den Ursprung für die rassistischen Morde in Hanau und anderer verantwortlich. „Schuld sind also auch diejenigen, die unser gesellschaftliches Klima mit Hass und Rassismus vergiften und ihre mörderischen Ideen in die Köpfe von Menschen pflanzen. So gesehen ist die Theorie vom „Einzeltäter“ und der „Selbstradikalisierung“ eine Verharmlosung der Realität. Wir als Gesellschaft müssen rechten und rassistischen Sprüchen immer und überall deutlich entgegentreten!“, so Dösel.

Bildunterschrift: Mehr als 200 Menschen waren zur Kundgebung gekommen. Foto: Günther Ullmann

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