Artenschutz im Eichenwald: Bestand in Allersberg darf in Ruhe altern

Allersberg (red). Alte Eichen prägen nicht nur Landschafts- und Ortsbilder, sondern bergen auch einen verborgenen Schatz: eine beeindruckende Vielfalt an Tier- und Pilzarten. Gerade holzbewohnende Käfer wie der Eremit und höhlenbewohnende Vögel, Fledermäuse und andere Säugetiere wie das Eichhörnchen, sowie Spinnen, Flechten und Pilze haben es auf die alten Baumriesen abgesehen. Manche Bewohner der Alteichen galten bereits als ausgestorben und wurden im Rahmen des Biodiversitätsprojekts „Erhalt von Alteichen im Landkreis Roth“ der Regierung von Mittelfranken wiederentdeckt.

Das Alteichen-Projekt setzt beispielhaft die Bayerische Biodiversitätsstrategie sowie das Biodiversitätsprogramm 2030 um. Es wird durch die Regierung von Mittelfranken betreut und aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert. Zu Beginn des Projektes ging es zunächst darum, sich ein Bild von den Alteichenbeständen im Landkreis Roth zu machen: wo stehen alte Eichen? In welchem Zustand sind die Baumriesen? Ist ihre Vitalität beeinträchtigt und falls ja, welche Schutzmaßnahmen sind sinnvoll und notwendig?

Um diese Fragen zu klären, ist der Landschaftspflegeverband Mittelfranken seit 2016 beauftragt, die Eichen im Landkreis zu kartieren und naturschutzfachlich zu bewerten. Zudem führt er Beratungen zu notwendigen Pflegemaßnahmen, zu Fördermöglichkeiten, zum Eichenprozessionsspinner, zur Anlage von Totholzgärten und zur Aufnahme in Ökokonten durch. Darüber hinaus nimmt seit 2020 der beauftragte Käferkundler Andreas Weigel (Büro ROSALIA Umweltmanagement) holzbewohnende Käfer an ausgewählten Eichenbeständen im Landkreis Roth unter die Lupe. Gerade unter den erfassten Holzkäfern stehen etliche auf der Roten Liste Deutschlands und Bayerns oder galten sogar in Bayern als ausgestorben. Auch zählen sogenannte Urwaldreliktarten, die eine lange Lebensraumtradition benötigen, zu den erfassten Arten des Käferkundlers.

So auch in Allersberg: Der von Eichen dominierte naturnahe Laub-Mischwald der Wolfsteiner Altenheim-Stiftung ist ein idyllisches Kleinod am Ortsrand der Marktgemeinde. Die Ergebnisse der Holzkäferkartierung 2020 haben ergeben, dass dieser Eichenbestand für holzbewohnende Käferarten einen Lebensraum mit hoher (regionaler) bis sehr hoher (landes- und bundesweiter) Bedeutung darstellt. 132 verschiedene Holzkäferarten, darunter zwei Urwaldreliktarten (der Rindenkäfer Colydium filiforme und der Plattnasen-Holzrüssler Gasterocercus depressirostris) sowie weitere 27 für den Naturschutz bedeutsame Arten finden hier einen Rückzugsort.

Während der geführten BayernTourNatur am 8. Juli 2022 konnten Interessierte gemeinsam mit Landrat Herbert Eckstein, Bürgermeister Daniel Horndasch, Vertretern der Regierung von Mittelfranken, der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Roth, des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg, der LBV Kreisgruppe Roth-Schwabach, der Forstbetriebsgemeinschaft Roth und Umgebung e.V. und des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken in diesen faszinierenden Wald-Lebensraum eintauchen. Dieser wertvolle Eichenbestand mit seinen Biotopbäumen, die oft auch Trittsteine zur Vernetzung im Biotopverbund darstellen, konnte durch eine umfangreiche Beratung im Rahmen des Projektes und der daraus resultierenden Entscheidung der Eigentümer für eine naturverträgliche Bewirtschaftung des Waldes gesichert werden. Der Erhalt dieser Biotopbäume und des als Lebensraum so dringend benötigten Totholzes im Bestand, konnte über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald gefördert werden. Für die weitere Umsetzung von Maßnahmen, wie der Freistellung einzelner Eichen im Bestand, kann künftig eine Förderung nach der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR) beantragt werden. Eichen sind in Bayern wichtige Träger der Artenvielfalt und liefern einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.

Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Ruppert Zeiner (LBV Roth-Schwabach), Lukas Ulrich (AELF Roth-Weißenburg), Simon Dauer (FBG Roth), Bernhard Böckeler (Altbürgermeister Markt Allersberg), Sabine Regler (Verwalterin der Wolfsteiner Altenheim Stiftung), Michael Regler, dahinter Manuel Kühnle (LPV Mittelfranken), Anna Schön (Landratsamt Roth), Anna Reichart (Regierung von Mittelfranken), Manfred Kinzler (Naturschutzbeirat des Landkreises Roth), Daniel Horndasch (1. Bürgermeister Markt Allersberg). Foto: Regierung von Mittelfranken

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