Aufhebung Katastrophenfall zur Bewältigung der Flüchtlingsströme aus der Ukraine

Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (red). Der bayernweite Katastrophenfall zur Bewältigung der Flüchtlingsströme aus der Ukraine wurde vor Kurzem von der bayerischen Staatsregierung beendet. Das bedeutet, dass auch die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landkreis, die mit dem Katastrophenfall einberufen wurde, wieder aufgelöst wird. Im Landkreis sind in den vergangenen drei Monaten über 1.400 geflüchtete Menschen aus der Ukraine angekommen.

Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wurde, als die ersten geflüchteten Menschen in Deutschland eingetroffen sind, eine Koordinierungsgruppe einberufen, die sich um Fragestellungen und Aufgaben kümmern sollte, die in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine auf den Landkreis zukamen, wie u.a. die Registrierung, Unterbringung, Betreuung und Versorgung der geflüchteten Menschen. Die Koordinierungsgruppe bestand neben Landrat Manuel Westphal aus der Abteilungsleitung „Kommunale und soziale Angelegenheiten“ Vertretern des Sozialamtes, der Ausländerbehörde, des Jugendamtes, des Bauamtes, des Gesundheitsamtes, der Freiwilligenagentur sowie der Pressestelle.

Am 11. März musste sehr kurzfristig eine Notunterkunft im Landkreis eingerichtet werden. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2015/2016 wurde beschlossen, die Turnhalle der Senefelder-Schule in Treuchtlingen dafür zu verwenden. Mit Hilfe der Mitarbeitenden des Sozialamts, des Sachgebietes Schulen und Landkreiseinrichtungen, des Bauamtes, des Bauhofs sowie der Recyclinghöfe und auch durch die Unterstützung des Technischen Hilfswerks Ortsverband Treuchtlingen, und des Bayerischen Roten Kreuzes Kreisverband Südfranken, konnte innerhalb eines Tages die Notunterkunft mit über 200 Betten eingerichtet werden.

Mit Ausrufen des Katastrophenfalls ab 10. März 2022 wurde die Koordinierungsgruppe als Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) umgebildet. Im Landratsamt waren dann letztlich zwei FüGKs aktiv: Bewältigung der Flüchtlingsströme sowie der Corona-Pandemie. „Teilweise waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in beiden FüGKs eingesetzt, was natürlich neben dem weiterhin vorhandenen Alltagsgeschäft eine Mehrbelastung darstellte und auch jetzt noch darstellt. Daher ein herzlicher Dank für die große Leistung, die hier auch innerhalb des Amtes erbracht wurde“, bedankt sich Landrat Manuel Westphal explizit auch bei seinen Mitarbeitenden.

Zusätzlich zu den Strukturen aus dem Landratsamt wurde ein Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) bestimmt, der vor Ort in der Notunterkunft unterstützen konnte. Als ÖEL wurde von Landrat Manuel Westphal Kreisbrandrat Volker Satzinger bestellt. Fortan waren auch die Katastrophenschutzeinheit im Landkreis sowie einige Feuerwehrkräfte bei der weiteren Ausstattung und Betreuung der Notunterkunft in Treuchtlingen eingesetzt. Schnell wurde aber auch klar, dass weitere Kapazitäten geschaffen werden mussten, um auf kurzfristige Zuweisungen zu reagieren. Dies war eine Vorgabe der Regierung von Mittelfranken, weshalb am 18. März begonnen wurde, eine weitere Notunterkunft in der Brombachhalle in Pleinfeld einzurichten. Der Aufbau und die Ausstattung erfolgte unter Leitung des Örtlichen Einsatzleiters durch die Feuerwehr Pleinfeld, den Mitarbeitenden des FüGK-Stabes des Landratsamtes und dem THW.

Seit Inbetriebnahme der Notunterkunft in Treuchtlingen wurden 579 Personen dort kurzfristig untergebracht. Teilweise war eine medizinische Versorgung erforderlich, wobei die Einsatzkräfte des BRK sowie niedergelassene Ärzte unterstützten. Während der vergangenen Monate ist es dem, für die Unterbringung zuständigen, Sozialamt meist gelungen, die Menschen zeitnah in dezentrale Unterkünfte unterzubringen. Teilweise wurden auch Wohnungen am privaten Wohnungsmarkt vermittelt oder die Geflüchteten sind in andere Länder oder Landkreise gezogen. Der Landkreis hat zur dezentralen Unterbringung Zimmer in Beherbergungsbetrieben, Wohnungen oder Wohnhäusern im gesamten Landkreis angemietet.

Die Betreuung der geflüchteten Menschen war eine weitere große Herausforderung. Dabei war auch die psychosoziale Notfallversorgung der Kreisfeuerwehren im Einsatz, aber auch die Flüchtlingsberatung der Diakonie, die ökumenische Notfallseelsorge sowie zahlreiche Ehrenamtliche. Die Koordination der vielen Hilfsangebote und kostenlose Wohnraumangebote sowie die Betreuung der zum Teil auch neugegründeten Helferkreise übernahmen die Mitarbeiterinnen der Freiwilligenagentur Altmühlfranken. „Ohne den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer ist eine solche Situation kaum zu leisten. Danke, dass Sie sich hier eingebracht haben und auch noch immer aktiv bei der Betreuung der Menschen dabei sind“, betont Landrat Manuel Westphal.

Die Freiwilligenagentur ist nach wie vor auch auf der Suche nach Menschen, die ukrainisch und oder russisch sprechen und bei Übersetzungen helfen können. Wer sich hier einbringen will, kann sich an die Freiwilligenagentur Altmühlfranken wenden (Tel.: 09141 902-235, E-Mail: freiwilligenagentur@altmuehlfranken.de).

Eine wichtige Aufgabe des Landratsamtes besteht auch in der Erfassung und Registrierung der geflüchteten Menschen. Die Ausländerbehörde hat hierzu eine Erfassungsstraße im Sitzungssaal des Landratsamtes eingerichtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten bereits 850 Fiktionsbescheinigungen, also die vorläufigen Aufenthaltstitel, ausgestellt, wofür biometrische Daten und Fingerabdrücke erfasst werden müssen. 150 Menschen können dort in einer Woche von der Ausländerbehörde registriert werden. Zur Unterstützung der Ausländerbehörde waren auch Polizeikräfte der Polizeiinspektionen Gunzenhausen, Weißenburg und Treuchtlingen wechselweise im Einsatz.

Bislang liegt die Zuständigkeit für die Leistungsgewährung für hilfebedürftige, geflüchtete Menschen aus der Ukraine ausschließlich beim Sozialamt. Nach einem Beschluss der Bundesregierung vom 27.04.2022 sollen geflüchtete Menschen aus der Ukraine im erwerbsfähigen Alter ab dem 1. Juni 2022 grundsätzlich einen Anspruch auf Grundsicherung für Arbeitsuchende bei den Jobcentern erhalten. Weitere Informationen finden Sie unter www.landkreis-wug.de/ukraine-hilfe.

Mit dem Ende des Katastrophenfalls wurden auch die FüGK-Strukturen zurückgefahren. Im Landratsamt kümmert sich weiterhin die ursprünglich eingerichtete Koordinierungsgruppe um die Koordination bzw. Abstimmung bei zentralen Themen wie der Unterbringung und Versorgung der geflüchteten Menschen. Die externen Unterstützungskräfte wie das Technische Hilfswerk, das Bayerische Rote Kreuz oder die Feuerwehren werden im Bedarfsfall hinzugezogen.

Aufgrund der Abrissarbeiten, die an der Senefelder-Schule anstehen, muss die Notunterkunft in Treuchtlingen abgebaut werden. Ab der zweiten Juniwoche werden neu ankommende Menschen nun ausschließlich in der Notunterkunft in Pleinfeld untergebracht. Das Landratsamt ist bemüht, die noch in Treuchtlingen untergebrachten Personen vor dem Umzug in die Brombachhalle in dezentrale Wohnungen zu vermitteln. Das Landratsamt bedankt sich bei den Vereinen und der Bevölkerung in den beiden Städten, für die Unannehmlichkeiten, die durch die Belegung der Sporthallen entstanden sind.

Foto: Pixabay

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