Bäckereihandwerk zu Corona-Zeiten

Pleinfeld-Stirn (red). Ein Wirtschaftsbereich an den man beim Wort „Krise“ nicht sofort denkt. Aber auch das Bäckerhandwerk hat mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Was den Betrieben zu schaffen macht, wurde bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Schiele deutlich. Weiteres Thema war neben einer Beitragserhöhung auch die Nutzung von Solarstrom in der Bäckerei.

Wilhelm Scheuerlein, Betriebsberater im Bereich Technik und Umwelt bei der Handwerkskammer für Mittelfranken, berichtete zu Beginn der Versammlung von den langjährigen Erfahrungswerten, die im Bereich der Photovoltaik vorlägen. „Solarstromerzeugung beschäftigt uns schon lange, ab dem Boom 2006 mit Anlagen zur Volleinspeisung in das Stromnetz bis zur aktuellen Eigenstromnutzung. Nachdem nach und nach die ersten Anlagen aus der Förderung laufen, stellt man sich jetzt die Frage, ist die Solarstromerzeugung unter aktuellen Bedingungen wirtschaftlich“ so der Diplom-Ingenieur.

Diese Frage konnte auch schnell beantwortet werden. „Wenn die Ausrichtung der Anlage und der Neigungswinkel stimmen, wird sich die Anlage rechnen, wenn man den Strom  größtenteils selbst verbraucht. Als Betrieb muss man rund 20 Cent pro Kw/h im Strombezug ansetzen. Wenn man Strom nicht kauft, sondern selbst erzeugen kann, rentiert sich die Investition. Allerdings muss der Großteil auch selbst verbraucht werden und sollte nicht zu einer Vergütung von elf Cent ins Netz eingespeist werden, so Scheuerlein. Sonst wird sich die Anlage als Firmeninvestition, rein finanziell nicht rechnen.

Vor allem kann die Anlage helfen, sogenannte Lastspitzen, die besonders teuer sind, abzusenken. Diese kommen vor, wenn besonders viele Stromverbraucher gleichzeitig Strom verbrauchen, z.B. der Backofen heizt auf, gleichzeitig schaltet sich die Kühlung ein und die Teigknetmaschine läuft. „Bei Arbeitsbeginn scheint beim Bäcker in der Regel keine Sonne, allerdings sind viele Verbraucher auch bis zur Mittagszeit am Netz und Kühlungen rund um die Uhr“, so Scheuerlein.  Mit einer sogenannten Lastgangmessung kann man die Lastgänge ermitteln und so die Möglichkeit bekommen, organisatorisch einzugreifen um hohe Lastgänge zu vermeiden. „Aber der Eingriff in den Betriebsablauf muss auch rentabel sein. Wenn der Mitarbeiter zehn Minuten herumsteht, bis die Maschinen wieder läuft, hat das keinen Sinn“, resümierte der Fachmann.

Anschließend informierte Innungsobermeister Gerhard Paul über die seit der letzten Jahreshauptversammlung stattgefundenen Veranstaltungen, darunter die Brot- und Semmelprüfung, die Stollen- und Lebkuchenprüfung, den Bäcker-Faschingsball und die Gesellenfreisprechungsfeier. Aktuell werden 26 Auszubildende im Bäckerhandwerk und 14 im Verkauf ausgebildet. „Der Bedarf nach Auszubildenden ist nach wie vor da“, so der Obermeister, auch wenn uns Corona sehr getroffen hat.

Viele Betriebe beklagten große Umsatzausfälle, vorwiegend in der Zeit der geschlossenen Cafébetriebe. Aber auch Lieferungen in Firmenkaninen und Hotels sowie in Krankenhäuser waren stark zurückgegangen, teilweise auch ganz ausgefallen. „Der Pausenverkauf in Schulen ist auch jetzt noch fast überall zu“, so Geschäftsführer Sebastian Dörr. Auch das Tragen der Schutzmasken verlange den Mitarbeitern viel ab. Man freue sich über die Lockerungen in diesem Bereich.

Anschließend wurden von Geschäftsführer Sebastian Dörr Jahresrechnung 2019 und Haushaltsplan 2020 vorgetragen. Beide Rechenwerke wurden einstimmig genehmigt, nachdem er von einer finanziell positiven Entwicklung berichten konnte und Kassenprüfer Alfred Götz, Schwabach, von einer mängelfreien Kassenprüfung berichtet hatte. Wermutstropfen war allerdings die Beschlussfassung über eine Erhöhung des Innungsbeitrages, der aufgrund einer massiven Erhöhung des Landesverbandsbeitrages erfolgen musste.

Bildunterschrift: Wilhelm Scheuerlein von der Handwerkskammer bei der Erläuterung der „Stromspitzen“. Foto: Kreishandwerkerschaft Mfr.-Süd

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