Der Padiglione: Symbol der besonderen Verbindung zum Papst
Wemding/Herrieden/Ingolstadt (red). In manchen Kirchen fällt er Besuchern sofort ins Auge: Ein gelb-rot gestreifter, kegelförmiger Schirm – der sogenannte Padiglione, auch Umbraculum oder Conopeum genannt. Und dazu gibt es dann noch ein kleines Glöckchen mit dem nahezu unaussprechlichem Namen „Tintinnabulum“ und das Wappen des jeweils amtierenden Papstes dazu. Doch was hat es mit diesen besonderen Zeichen auf sich?
Das päpstliche Wappen ist auch schon ein Hinweis, um was es hier geht: Padiglione und Tintinnabulum sind Insignien einer päpstlichen Basilika, also einer Kirche, der vom Papst der Ehrentitel „Basilica minor“ verliehen wurde. Im Bistum Eichstätt gibt es drei davon: Die Wallfahrtsbasilika in Wemding, die Stiftsbasilika in Herrieden und die Franziskanerbasilika in Ingolstadt.
Ursprünglich hatte der Schirm einen ganz praktischen Zweck: Er schützte Priester und Kantoren bei Prozessionen vor Sonne und Regen. Heute aber steht er vor allem für die enge Verbindung der jeweiligen Kirche zum Papst in Rom und ist sichtbares Zeichen der „Schirmherrschaft“ des Papstes über diese Kirche.
Der Padiglione wird meist im Altarraum aufbewahrt und ist ein Symbol für die besondere Würde und Bedeutung der Basilika. Zusammen mit dem Tintinnabulum darf er auch im Wappen der Kirche geführt werden. Während der sogenannten Sedisvakanz – der Zeit, in der der Papststuhl unbesetzt ist – wird der Padiglione geöffnet und gut sichtbar aufgestellt. Damit zeigt die Basilika ihre Verbundenheit mit dem Papsttum und macht die besondere Situation auch für die Gemeinde deutlich. So wird auch der Bezug zum Wappen des Heiligen Stuhles während der Sedisvakanz hergestellt: Es besteht aus den beiden gekreuzten Schlüsseln, die an den heiligen Petrus erinnern sollen und eben jenem gelb-roten Schirm.
Die Ursprünge des Padiglione reichen bis ins Mittelalter zurück. Historisch betrachtet war er ein zeremonieller Schirm, der über den Papst gehalten wurde, wenn er an feierlichen Zeremonien in einer Basilika teilnahm. Die genaue Entstehungszeit lässt sich nicht exakt datieren, doch der Brauch, einen solchen Schirm als Ehrenzeichen zu verwenden, ist seit den frühen Jahrhunderten der großen Basiliken in Rom belegt. Bereits im Mittelalter war der Padiglione als Symbol für die besondere Verbindung einer Kirche zum Papst gebräuchlich. Die Tradition, dass päpstliche Basiliken den Padiglione als Insigne führen dürfen, hat sich spätestens seit dem Hochmittelalter etabliert und ist bis heute erhalten geblieben.
Der Padiglione erinnert also nicht nur an die Geschichte und Tradition der Kirche, sondern steht auch für ihre lebendige Verbindung zum Oberhaupt der katholischen Kirche. Für Martina Roth-Ubl, die Kirchenpflegerin der Stiftsbasilika Herrieden ist es aber auch gerade nach dem Tod des Papstes eine Hoffnungszeichen: „Wir gehen mit dem Schirm mit den Ereignissen in Rom mit. Er ist ein schönes Zeichen, dass die Kirche weiter behütet und beschirmt wird.“ Während in den Basiliken von Wemding und Herrieden die Traditionen gepflegt werden, wird man in der Franziskanerbasilika in Ingolstadt nicht fündig: Obwohl auch diese eine päpstliche Basilika ist, gibt es dort weder Padiglione, noch Tintinnabulum.
Bildunterschrift: Wie in vielen Kirchen wurde auch in der Wallfahrtsbasilika Wemding ein Trauerbild für Papst Franziskus aufgestellt. Im Hintergrund sieht man jedoch den geöffneten Padiglione, der die besondere Beziehung der päpstlichen Basilika zum Oberhaupt der Katholischen Kirche ausdrückt. Foto: Sonja Schneid.