Pappenheim (red). Im Literaturkreis des Kunst- und Kulturvereins Pappenheim referierten Inge Bedal und Renate Gehrcke über Expressionismus als übergeordnete Geisteshaltung in der Kunst allgemein, die in vielen Epochen der Geschichte ihre Ausprägung hatte, angefangen bei der Venus von Willendorf über den Isenheimer Altar von Grünewald bis zu den Künstlern der „Brücke“ und des „Blauen Reiters“, die mit ihren Weggefährten die eigentliche Epoche des Expressionismus kennzeichnen.
Aber auch spätere KünstlerInnen zwischen den Kriegen und nach dem 2. Weltkrieg (Kooning, Francis Bacon, Antonio Saura und weitere) können expressionistisch genannt werden. So ist der „Abstrakte Expressionismus“ zu verstehen, der sich von Amerika kommend auch in Deutschland und Europa ausprägte und bis heute eindrucksvolle Werke hervorbrachte in dieser Intension, innere Gefühle und innere Welten in Farbe und Form sichtbar zu machen.In der Literatur drückte sich die expressionistische Geisteshaltung auch in Farben und Metaphern für Kälte und Einsamkeit aus, oft auch in apokalyptischen Weltuntergangsahnungen, wie die Teilnehmerinnen des Literaturkreises anhand einiger Gedichte von Georg Trakl und Else Lasker-Schüler nachempfinden konnten. Inge Bedal erläuterte den Zuhörerinnen die vergleichbaren auffallend neuen Merkmale der expressionistischen Bilder an Beispielen von Munch, Marc, Felixmüller, Kandinsky, Münter und Jawlensky.
Die Verflechtung der damaligen Künstler über die Sparten hinweg wurde besonders deutlich bei dem ausdrucksstarken Portrait Jawlenskys: „Der Tänzer Sacharoff“. Der Portraitierte war Schüler von Rudolf von Laban, dem Begründer des modernen Ausdruckstanzes, auch expressionistischer Tanz genannt. Der ungarische Tänzer und Choreograf Rudolf von Laban war der Großvater von Renate Gehrcke, und so konnte seine Enkelin anhand vieler Fotos, Bücher und einem Modell des „Ikosaeders“ sehr persönlich über das aufregende Leben und die revolutionären Ideen ihres Großvaters erzählen, von seinen vielseitigen Begabungen (er hatte in Paris Architektur, Malerei und Tanz studiert), von seinen pädagogischen und sozialen Projekten in der ganzen Welt und von seinem Einfluss auf den modernen Bühnentanz – war er doch der Lehrer von so berühmten Tänzern und Tänzerinnen wie Mary Wigman und Kurt Jooss. Kurt Jooss wiederum war der Lehrer von Pina Bausch, die die Laban-Ideen weiterentwickelte und zu eindrucksvoller, ja oft erschütternder Größe führte. Noch heute existieren auf der ganzen Welt „Laban-Schulen“.
Der Literaturkreis findet jeden ersten Freitag im Monat um 16.00 Uhr im K 14 in Pappenheim statt und ist für alle Interessierten offen. Infoa auch unter www.kunstundkulteurverein.info, Tel. 09143 6586.
Bildunterschrift: (v.l.) Renate Gehrcke und Inge Bedal referierten zum Thema Expressionismus. Foto: privat