(red). Herbert Krauß, pensionierter Förster, kennt den vielfach diskutierten Wald auf dem Muna-Gelände und möchte mit diesem Beitrag zur Versachlichung der Diskussion beitragen:

„Die sogenannte Bodenreinertragslehre führte am Anfang des 20. Jahrhunderts zur Ideologie der kurzfristigen Gewinnorientierung und überzogenen Holzentnahme aus den bayerischen Wäldern. Hinzu kamen große Kahlflächen als Folge von Insektenschäden. Nach dem 2. Weltkrieg verhinderten großflächige Reparationsflächen das Entstehen struktureicher Mischwälder. Die Aufforstungen der damaligen Zeit mit hohen Anteilen von Kiefer, Fichte und wenigen Laubhölzern prägen das Erscheinungsbild vieler Wälder bis in die heutige Zeit.

Der Klimawandel mit den bekannten Auswirkungen in unserer Region – geringere Niederschläge, starke Sonneneinstrahlung, Starkwindböen bei Gewittern – setzt besonders diesen Baumarten zu. Die Erkenntnis wächst: Es gibt kein „Weiter so“, Waldumbau ist das Gebot der Stunde. Mischwald mit unterschiedlichem Aufbau und Alter der Bäume, mit natürlicher Verjüngung unter dem Schirm schützender Mutterbäume, sind das neue Ziel.

Beispielsweise sieht das sogenannte Nachhaltigkeitskonzept der Bayerischen Staatsforlstverwaltung aus dem Jahr 2006 den „Naturnahen Waldbau“ vor. Diese Art der Waldbewirtschaftung soll stabile, arten- und struktureiche Wälder entwickeln. Dynamische Prozesse, wie das kleinflächige Nebeneinander verschiedener Entwicklungsphasen, sollen möglich sein. Dem Standort entsprechende, heimische Baumarten und dem Klimawandel anpassungsfähige fremdländische Baumarten, können gemischt werden. Artenreiche und kontinuierliche natürliche Verjüngungen, durch über die Bestände verteilte Mutterbäume, sollen die genetische Vielfalt der Wälder sichern. Geeignete Keimbetten, in dem die Samen aufgehen und anwachsen können, sowie dosiertes Licht durch Öffnungen im Kronendach sollen zum Erfolg führen.

Dabei sind drei Aspekte zu berücksichtigen: Die Mischungsart (welche Baumarten), der Mischungsgrad (Anteile der Baumarten) und die Mischungsform (Verteilung). Baumarten von besonderer ökologischer Bedeutung wie Linden, Ulmen, Weiden, Aspe, Eibe, Elsbeere und Speierling werden beteiligt.

Der historische Leitsatz: „Der schlechte Baum fällt zuerst, der Gute bleibt stehen“ gilt nicht mehr grundsätzlich. Neben der ökonomischen Qualität erhält die ökologische Bedeutung einen höheren Stellenwert. Gesunde Böden sind die Grundlage nachhaltiger Waldbewirtschaftung! Unsachgemäßer Einsatz von Maschinen mit hohem Bodendruck ist deshalb zu unterlassen.

Biotopbäume haben durch ihre Größe, Beschaffenheit und Gestalt für Tiere und Pflanzen hohe Bedeutung. Sie sollten vorrangig erhalten werden. Tief beastete Waldrandbäume, sehr alte oder dicke Bäume, markante Bäume mit Kronenschäden, Spechtbäume mit Bruthöhlen usw. sind dafür geeignet. In Nadelwäldern sind alte Laubbäume ökologisch sehr bedeutend  und als Samenträger besonders wichtig!

Totholz in ausreichender Menge muss im Wald verbleiben! Abgestorbene stehende oder liegende Bäume oder Teile davon, Asthaufen und Wurzelstöcke sind Nahrungsquelle und Lebensraum einer großen Zahl von Tieren und Pflanzen. Ein Fünftel aller Waldtiere und mehr als 2.000 Pilzarten hängen von Totholz ab.

Muna

Der Wald in der Muna bei Langlau wächst im südlichen-westlichen und süd-östlichen Bereich auf leicht geneigten lehmigen Sandböden. Dort herrschen starke, ältere Kiefernbestände mit flächigem Buchenunter- und -zwischenstand vor. Vitale Buchengruppen sind eingestreut. Einzelne sehr alte Eichen stehen dazwischen. Sie könnten den Heldbock, Hirschkäfer und Nashornkäfer beherbergen. Kiefernüberhälter, Bäume aus der Vorgängergeneration, circa 180 bis 200 Jahre alt, stehen gut verteilt in den Flächen. Einige enthalten Höhlen für Hohltaube, Schwarzspecht, Rauhfusskauz und Fledermäuse.

Im mittleren und nördlichen Bereich der Muna überwiegen wechselfeuchte, lehmig-sandige und sandige Böden. Dort wachsen weitgehend gemischte Wälder aus Douglasie, Buche, Eiche, Kiefer, Fichte, Tanne, Lärche, Ahorn, Ulme, Linde, Hainbuche, Robinie, Vogelbeere. Diese artenreichen, stabilen, teilweise sehr massereichen Wälder, sind gut strukturiert, gestuft und gruppen- und einzelstammweise gemischt. Auf vielen Flächen ist dem Standort angepasste Naturverjüngung verschiedenster Baumarten vorhanden. Ins Auge fallen die hervorragende Qualität der Douglasienmutterbäume und deren Naturverjüngung. Kiefernüberhälter, einzelne Tannen und Douglasien erreichen Höhen von annähernd 40 Metern.

Die zahlreichen Biotopbäume, das umfangreiche Totholz und die strukturreichen, gestuften Bestände, sind von hoher ökologischer Bedeutung und beherbergen eine vielfältige Flora und Fauna. Der mächtige Kolkrabe, die größte heimische Eule, der Uhu und der Rote Milan, sind in der Muna bestätigt. Artenvielfalt zeigt sich auch auf den Dächern der zahlreichen Bunker. Sie sind häufig mit einer Art Trockenrasengesellschaft bewachsen.

Verschiedene Fledermausarten leben ganzjährig in leerstehenden Gebäuden bzw. ziehen sich im Winter in offene Bunker zurück. Sonnenbeschienene Trümmerhaufen gesprengter Bunker beherbergen unter anderem Reptilien, Unken und Kröten.

Im Nordosten der Muna, einer langgezogenen feuchten Mulde, herrschen Weide und Erle. Das bruchwaldartige Gebiet beherbergt Tümpel und Weiher. Dies ist ein besonders artenreiches Gelände. Eine große Offenlandfläche mit Trockenrasenvegetation und Heide ergänzt das große ökologische Angebot der Munawälder.

Dieser Wald steht, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr stabil, gut strukturiert, vielfältig in der Baumartenzusammensetzung und hervorragend naturverjüngt auf dem Boden. Er wurde über viele Jahrzehnte nach den Grundsätzen der „Naturgemäßen Waldwirtschaft“ behandelt. Deshalb ist er beispielhaft auf den Klimawandel und damit notwendigen Anpassungen vorbereitet.“

Bildunterschrift: Der pensionierte Förster Herbert Krauß möchte seinen Wissensstand zum Muna-Wald weitergeben. Foto: privat

 

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