Eichstätt (red). Zeitgeist-Satire mit brillanten Schauspielern: Mit dem Volkstheaterstück „Ein Münchner im Himmel und in der Hölle“ wurden die ersten Residenzfestspiele Eichstätt eröffnet

Es ist noch früher Morgen, aber im Hofbräuhaus hat die fesche und resolute Kellnerin Kathi (Ramona Schmid) bereits alle Hände voll zu tun, um den Durst ihrer Gäste zu stillen. Mittendrin hockt Stammgast Alois Hingerl (Günther Brenner), ein beleibter Münchner Ureinwohner, dem das Arbeiten so gar nicht behagt, das Biertrinken hingegen umso mehr.

Alois hat eine ganz eigene Sicht aufs Leben und ist der festen Überzeugung, dass jeder nach seiner Facon glücklich werden sollte. Berührungsängste kennt er nicht, und gerne lädt er auch mal einen Bettler an seinen Tisch ein, denn solche Menschen begreifen das Leben viel besser als die hohen Herren. Autoritäten lehnt Alois ab und Politikern traut er nicht über den Weg. Kreszentia Hingerl (die Ingolstädter Schauspielerin Margarete Gilgenreiner) ist vom Müßiggang ihres Mannes wenig begeistert. Wie schon so oft stürmt sie ins Hofbräuhaus und macht ihm eine Szene. Doch dieses Mal erleidet Alois einen Herzinfarkt.

Er trifft auf den Boandlkramer (Hannes Seebauer vom Staatstheater Nürnberg) und überredet ihn zu einem Kartenspiel, damit ihm noch einige Jahre geschenkt werden. Leider verliert er und muss die Reise in den Himmel antreten. Dort soll er auf einer Wolke sitzen und frohlocken, was ihm ziemlich fad vorkommt. Mit seiner Flucherei bringt Alois schließlich den Erzenengel Michael, Petrus (Fassbinder-Legende Hans Hirschmüller) und sogar den lieben Gott (Stimme Konstantin Wecker) aus der Fassung. Also ab in die Hölle! Die Motorrad fahrenden und Synthesizer spielenden Teufel (Daniel Schmidt vom Theater Augsburg und Regina Kletinitch) erscheinen Alois allerdings ziemlich überspannt. Er grantelt, schimpft und setzt Stoßgebete ab. Das hält kein Teufel aus! Da man ihn weder oben, noch unten brauchen kann, wird Alois schließlich zurück unter die Lebenden geschickt: in sein geliebtes Hofbräuhaus.

Alfons Schweiggert hat aus dem harmlosen Geschichtchen von Ludwig Thoma eine humorvolle Zeitgeist-Satire gemacht, denn der Genussmensch Hingerl ist ein echter Gegenentwurf zum modernen Karrieremenschen und seiner Fixierung auf das Geld.

Die Zuschauer (darunter auch Landrat Anton Knapp, der die Schirmherrschaft übernommen hat, und Eichstätts OB Andreas Steppberger) im atmosphärischen Innenhof der ehemaligen Fürstbischöflichen Residenz (dem heutigen Landratsamt) hatten an dem bayerischen Grantler und seiner Reise in Himmel und Hölle ihre helle Freude und goutierten die knapp zweistündige Aufführung mit lang anhaltendem Beifall.

Mehr Informationen und Termine unter https://residenzfestspiele-eichstätt.de/

Foto: Xaver Preindl

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