Enges Zusammenleben verschärft Probleme

Altmühlfranken (red). Suchtberatungsstellen haben immer noch den Ruf, sich um Randgruppen zu kümmern. Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache. Rein statistisch leben im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen fast 8.000 Menschen mit Alkoholproblemen und etwa 1.700 Medikamentenabhängige.

In der jetzigen Situation, in der Familien zwangsweise enger zusammen leben müssen, führt die Corona-Krise manchmal zu einer Verschärfung der häuslichen Situation oder es ist einfach nicht mehr möglich, die Augen vor den bestehenden Problemen zu verschließen.

Großeltern, Eltern, Kinder, Geschwister und weitere Verwandte leben oft in Angst und Sorge, manchmal reiben sie sich in einem kräftezehrenden Kampf um das Suchtmittel auf. Viele tun alles, um ihr „Familiengeheimnis“ zu verbergen. Sie versuchen auf vielfältige Weise, sich und ihre Angehörigen vor den Folgen der Sucht zu schützen. Und nicht selten überlasten sie sich dadurch selbst. Die ständige Überforderung endet für die meisten Angehörigen, Frauen wie Männer, in Erschöpfung, Verzweiflung oder Depression.

Oft sind es die Angehörigen, die als erste den Kontakt zur Suchtberatung aufnehmen, weil sie schon einen langen Weg der Enttäuschungen und Versprechungen (mit-)gegangen sind. In der Corona-Krise passiert es häufiger, dass Eltern auf süchtiges Verhalten ihrer jugendlichen oder schon erwachsenen Kinder aufmerksam werden und sich an die Beratungsstelle der Diakonie wenden.

Manchmal helfen bereits Informationen, um eigene Beobachtungen einordnen und angemessen reagieren zu können. In Einzel-, Paar- und Familiengesprächen werden gemeinsam mit den Ratsuchenden Wege aus der belastenden Situation aufgezeigt.

Unter den über 500 Betreuungen im Jahr 2019 stellen die Angehörigen alleine zwar nur eine Minderheit, aber häufig werden sie in den Beratungsprozess miteinbezogen und können dann ihre Anliegen zur Sprache bringen.

Ein Erstgespräch sollte wegen der aktuellen Situation bevorzugt telefonisch oder online erfolgen. Danach bieten alle Beraterinnen auf Wunsch Folgetermine an. Im Verlauf der Beratung stellt sich dann heraus, welche weiteren Schritte sinnvoll sind. Das kann die Vermittlung in eine stationären Entgiftung oder Entwöhnung in einer Fachklinik sein oder die Vermittlung in das eigene ambulante Therapieangebot.

Alle Mitarbeiterinnen der Suchtberatung stehen unter Schweigepflicht. Die Beratung ist anonym und in jedem Fall kostenlos.

Der Kontakt zu den Beratungsstellen in Weißenburg in der Schulhausstraße 4 und in Gunzenhausen am Hindenburgplatz 3 erfolgt immer über die Telefonnummer 09141 8600-320 oder über sucht@diakonie-wug.de

Bildunterschrift: Wenn Alkohol zum Problem wird, helfen die Suchtberatungsstellen im Landkreis. Foto: pixabay

Related Posts

Ausstellung der Meisterprüfungsprojekte der Staatlichen Meisterschule für Schreiner in Gunzenhausen
Großer Dank an langjährige Mitarbeitende: Gelungene Jubilarfeier des Klinikums Altmühlfranken
Besuch bei SAR in Gunzenhausen – ein Unternehmen geht neue, innovative Wege