Exkursion Wasserwirtschaft trifft Ländliche Entwicklung – Seenland als gutes Beispiel
Pleinfeld/Heidenheim (red). Rund 20 Referendare der Ländlichen Entwicklung, Vermessungsverwaltung und Wasserwirtschaft aus ganz Bayern haben sich unter anderem die Staustufe am Brombachsee und mehrere „boden:ständig“-Maßnahmen rund um den Hahnenkammsee im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen angeschaut. Am Vormittag ging es für den Nachwuchs an den Brombachsee: Helga Pfitzinger-Schiele, die für das Seenland zuständige Abteilungsleiterin beim Wasserwirtschaftsamt Ansbach, gab Einblicke in die Geschichte der beliebten Urlaubsregion – speziell in die Entstehung des Brombachsees. Im Infozentrum Mandlesmühle in Pleinfeld hatten die Referendare Gelegenheit, sich die multimediale Ausstellung anzuschauen. Sie spannt den Bogen vom Bau des Karlsgrabens im Jahr 793 bis zum computergesteuerten Betrieb der Überleitung. Außerdem besichtigten die jungen Leute die Staustufe. Am Nachmittag stand dann der Hahnenkammsee auf dem Programm, für das Wasserwirtschaftsamt Ansbach war Diplom-Biologin Dr. Gabriele Trommer dabei.
Der idyllisch gelegene Hahnenkammsee gilt als Geheimtipp für Einheimische und Touristen, die Ruhe und Natur suchen. Viele Jahre hatte das Gewässer mit Blaualgen zu kämpfen und nach Unwettern kam es immer wieder zu Überschwemmungen im Rohrachtal – zum Teil bis in die Dörfer hinein. Durch verschiedene Maßnahmen, die das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken (ALE) durch die Initiative „boden:ständig“ unterstützte, hat sich viel um den Hahnenkammsee getan. „Die größte Herausforderung für die Landwirte mit ihren Ackerflächen rund um das Gewässer sei das starke Gefälle, das zum Teil 20 Prozent betrage, so Projektbegleiter Jakob Meier vom ALE. Die Bauern bewirtschaften ihre Felder bodenschonend, als Folge versickert bereits viel Regen darauf. Doch das allein reicht noch nicht. Bei „boden:ständig“ greifen viele Hände ineinander. „Wir sind mit der Marktgemeinde, den betroffenen Bürgern, Landwirten und den Fachleuten der beteiligten Behörden die pragmatischen Macher vor Ort“, so Ingo Steinbrecher, Abteilungsleiter beim Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken.
14 Maßnahmen sind bereits umgesetzt – eine der größten liegt über Hechlingen am See: Oberflächenwasser von höherliegenden Äckern und Waldflächen überflutete nach starken Regenfällen Wegseitengräben und von dort lief der abgeschwemmte Boden zum Teil bis in die Ortschaft rein. Vier hintereinander liegende Becken mit einem Fassungsvermögen von rund 1000 Kubikmetern – das sind circa 6600 volle Badewannen – verlangsamen den Wasserfluss und ermöglichen ein Absetzen der Sedimente. Die Kosten für alle Maßnahmen bisher schätzte Projektleiter Markus Früh vom ALE auf rund 100.000 Euro, die Förderung liegt bei 85 Prozent. Die letzte Maßnahme auf der Exkursion „Wasserwirtschaft trifft Ländliche Entwicklung“ führte die Gruppe nördlich zur Balsenmühle bei Heidenheim. Eine ehemalige extensiv genutzte Wiese wandelte sich zur naturnahen Wasserrückhaltung, die ein öffentlicher Weg erschließt. „Das Wasser floss vorher direkt über einen Graben in die Rohrach. Nach Starkregenereignissen hält das Becken Wasser und Sedimente zurück und drosselt die Abflussgeschwindigkeit“, erklärte Projektleiter Markus Früh. 2014 startete „boden:ständig Hahnenkammsee“ als Pilotprojekt in Mittelfranken – mit an Bord das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt sowie das Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Schlüssel zum Erfolg sind das Miteinander der Behörden und der Menschen vor Ort.
Foto: Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken oder ALE Mittelfranken