Gefährliche Blaualgen erneut im Fokus – wie geht es nun weiter am Altmühlsee?
Ansbach/Wilhermsdorf (red). Jüngst lud Thomas Keller, Behördenleiter des WWA Ansbach, den für Westmittelfranken und Roth zuständigen SPD-Landtagsabgeordneten Harry Scheuenstuhl, zu einem wasserpolitischen Fachgespräch in die Räumlichkeiten des Wasserwirtschaftsamtes nach Ansbach ein. Hauptthema war dabei die Blaualgenbelastung heimischer Gewässer und das weitere Vorgehen am Altmühlsee.
Wie Keller berichtete, war der Speichersee im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in den vergangenen Jahren seit 2010 durch eine wiederkehrende Blaualgenproblematik in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit gerückt. Diese sogenannten Cyanobakterien (ugs. „Blaualgen“), die häufig als blau-grüner Schimmer im Wasser wahrgenommen werden, können unter Umständen Gifte in unterschiedlichen Stärken bilden und sind deshalb als potenziell gefährlich für Mensch und Tier einzustufen. Daher wurden vor allem im Jahr 2024 vermehrt Badeverbote durch das für die Überwachung zuständige Gesundheitsamt ausgesprochen. Laut Scheuenstuhl waren im letzten Jahr Blaualgen als Hauptverursacher zahlreicher Badeverbote an „fast allen mittelfränkischen Badeseen“ auszumachen: „Aufgrund immer größerer Trockenperioden müssen wir mit einer weiteren Verschärfung solcher Badeverbote rechnen. In dieser Form können wir nicht weitermachen!“, so der gelernte Umweltschutzingenieur Scheuenstuhl, der ebenso wie Behördenleiter Keller eine weitere Verschlechterung der Situation vor Ort und ein Übergreifen auf den östlich gelegenen Brombachsee befürchtet. Laut Keller lasse sich da bei nur wenig über die tatsächliche Giftigkeit der Blaualgen sagen: „Die Toxizität kann von Jahr zu Jahr variieren. Dabei kann ein glasklares Gewässer gefährlicher sein als s manche trübe Brühe, wie Bei spiele verendeter Hunde im Süden Bayerns in den letzten Jahren gezeigt haben.“ Aktuell seien vier Hochschulen mit der Thematik am Altmühlsee befasst.
Durch Hochwasser gelangt auch Phosphor aus der Landwirtschaft in den See, der wiederum das Wachstum der Blaualgen fördert. So trage man aktuell rund 20.000 – 30.000 Kubikmeter belastetes Sediment pro Jahr mittels Fräse und Absaugung ab. Außerdem wurden bisher rund 440 Tonnen Friedfische (überwiegend Weißfische) zur Förderung von Zooplankton und gleichzeitigen Dezimierung der Blaualgen entnommen und auch die naturnahe Umgestaltung der Oberen Altmühl schreitet voran.
Weiteres Potenzial sieht Scheuenstuhl in der grundwasserschonenden Steuerung umliegender, landwirtschaftlicher Drainagen: „Die intelligente Steuerung solcher Drainagen leistet auf geeigneten Flächen einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz und kann die Austragung von Phosphor und an derer Stoffe mindern. Daher werde ich mich im Landtag für eine entsprechende wissenschaftliche Förderung in Bayern, die es bisher noch nicht gibt, stark machen.“, erklärt der Abgeordnete. Weitere Erfolge in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft vor Ort verspreche sich Keller durch Heckenstrukturen im sogenannten „Keyline-Design“, ein landwirtschaftlicher Planungsansatz, der Bodenerosion wirkungsvoll verhindern soll, sowie der Verbesserung der Bodenstruktur und des Wasserrückhaltes rund um den See durch den Aufbau von Humusschichten auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen. In diesem Jahr sollen dann außerdem noch weitere Pilotvorhaben rund um den Altmühlsee initiiert werden. So gebe es aktuell Planungen für die Herstellung eines mittels Tauchwänden abgetrennten Badebereichs samt kleiner Kläranlage. Des Weiteren wolle man ermitteln, ob eine intensive Sedimententnahme (schätzungsweise rund 60.000 LKW-Ladungen) zur Lösung der Blaualgen Problematik beiträgt. Hier soll ein erster Testversuch im Einlaufbereich des Altmühlsees starten, erläuterte Keller abschließend im Gespräch mit dem SPD-Landtagsabgeordneten.
Foto: MdL Harry Scheuenstuhl