Altmühlfranken (red). Die am Konsum unbedenklicher Lebensmittel interessierte Bevölkerung muss auch weiterhin die Wahlfreiheit behalten, gentechnisch behandelte Produkte von solchen eindeutig unterscheiden zu können, bei denen die produzierenden landwirtschaftlichen Betriebe bewusst auf genveränderte Bestandteile verzichten, fordert Dieter Popp als Sprecher von Slow Food Altmühlfranken. Der Bundeslandwirtschaftsminister
wurde auf entsprechende Aussagen des Koalitionsvertrags hingewiesen und gebeten, entsprechenden Aufweichungstendenzen auf europäischer Ebene entschieden entgegenzutreten. Und immerhin unterstützt bisher auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels diesen verantwortungsbewussten und zukunftsfähigen Weg der gentechnikfreien Lebensmittelproduktion.

Verbrauchende müssen Wahlfreiheit behalten können

Aber die EU-Kommission plant eine neue gesetzliche Grundlage zur Zulassung von Lebensmitteln, die mit neuen Methoden der Genveränderung hergestellt werden können. Damit wäre es dann jedoch nicht mehr vorgeschrieben, dass diese neue Generation gentechnisch veränderter Lebensmittel auf der Verpackung verbindlich als solche zu kennzeichnen sind. Zwar hat bereits der Europäische Gerichtshof 2018 geurteilt, dass auch
mit neuen Gentechnikmethoden hergestellte Lebensmittel, wie bisher als „gentechnisch verändert“ einzustufen sind. Aber es gibt starke Kräfte innerhalb der Lebensmittelindustrie, die hier noch nicht ausdiskutierte Fragen sahen und deswegen die Kommission veranlasst haben, ein neues Gesetz zur Kennzeichnung von Gentechnik bei Lebensmitteln auf den Weg zu bringen. Und bis zum 22. Juli 2022 läuft dazu aktuell ein öffentliches Anhörungsverfahren, um dann bis Mitte 2023 einen Gesetzesbeschluss veröffentlichen zu können.

Zwar formiert sich gegen diese Vorgehensweise aus Deutschland und einigen anderen EU-Mitgliedsländern massiver Widerstand. Aber dies trifft nicht für alle EU-Länder in gleicher Weise zu. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will aber die Wahlfreiheit für Bäuerinnen und Bauern sowie für alle Konsumierenden dauerhaft erhalten. Der Lebensmittelhandel in Deutschland wünscht sich die Beibehaltung der bewährten Transparenz der Kennzeichnung aller gentechnisch veränderten Produkte. Eine vom Bundesforschungsministerium in Auftrag gegeben Untersuchung hat ergeben, dass auch das Freisetzen von neuartig gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren unüberschaubare und damit hochriskante Veränderungen in den Ökosystemen auslösen können.

Immerhin wünschen sich auch 84 % der Teilnehmenden einer Konsumenten-Umfrage die Kennzeichnung der mit Genmethoden veränderten Produkte und sogar eine Kennzeichnung von aus tierischer Abstammung hergestellten Lebensmitteln, wenn diese lediglich mit genmanipulierten Futtermitteln aufgezogen wurden, was bisher noch zulässig ist. Dies stellt im Grunde einen eindeutigen Hinweis und Auftrag der Wählerinnen und Wähler dar.

Es ist offensichtlich, warum die Lebensmittelindustrie – allen voran Großkonzerne mit ihren Übersee-Importwaren – ein so vehementes Interesse an dem Wegfall der Kennzeichnungspflicht haben. Denn die zunehmend umweltbewusster einkaufenden Kundinnen und Kunden meiden gezielt die Gentechnik-Lebensmittel. Gerade sie erwarten jetzt mit der umfassenden Kennzeichnungspflicht eine erkennbare Unterstützung durch ihre
Parlamentarier in Brüssel.

Slow Food appelliert daher an alle Konsumierenden, weiterhin ein waches Auge auf Etikettierung „Ohne Gentechnik“ zu halten und – noch besser – sich zusätzlich über die jeweiligen EU-Parlamentarier dafür selbst stark zu machen, dass diese neue Kommissionsvorlage verhindert wird, mit der Bäuerinnen und Bauern sowie Konsumentinnen und Konsumenten daran gehindert werden, weiterhin selbst die Wahlfreiheit zu bewahren, mit welcher Verantwortungsbereitschaft Lebensmittel produziert oder konsumiert werden können. Es geht also nicht um ein Verbot der Produktion solcher Lebensmittel, sondern alleine um die Wahrheit und Transparenz auf den Etiketten, weist

Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für eine lebendige und nachhaltige Kultur des Essens und Trinkens einsetzt. Der Verein tritt für die biologische Vielfalt ein, fördert eine nachhaltige und umweltfreundliche Lebensmittelproduktion, betreibt Geschmacksbildung und bringt Erzeuger von handwerklich hergestellten Lebensmitteln auf Veranstaltungen sowie durch Initiativen mit Ko-Produzenten (Verbrauchern) zusammen.

Slow Food Deutschland wurde 1992 gegründet und ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Die Slow Food Bewegung zählt in Deutschland etwa 18.000 Mitglieder in über 80 Convivien (lokale Gruppen), weltweit
engagieren sich mehr als 190.000 Menschen in über 170 Ländern (www.slowfood.de).

Slow Food Altmühlfranken wurde 2012 gegründet und widmet sich dem Bewusstsein für die vor Ort noch vorhandenen bäuerlichen Erzeuger sowie das Lebensmittel verarbeitende Handwerk. Die höchste Zahl selbst
schlachtender Metzgereien in einem bayerischen Landkreis, eine Vielzahl an Mühlen und noch selbst backende Bäckereien oder die vielen handwerklichen Brauereien zeugen von dieser Qualität, die es zu erhalten gilt.
Damit all diese Produkte eine erlebbare Bühne erhalten und um zu unterstreichen, dass sie ihren Preis wert sind, bemüht sich Slow Food um die Sicherung dieser Lebensqualität.

Foto: Pixabay

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