Gunzenhäuser Konzertreihe – Begeisternder Auftakt mit dem Morgenstern Trio

Gunzenhausen (red). Die Gunzenhäuser Konzertreihe ist ein kulturelles Kleinod für Klassik-Enthusiasten. Das musikalische Angebot wird immer beliebter und so steigen die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr. Besonders deutlich wird dies beim Vergleich der Abo-Zahlen. Wurden für die Saison 23/24 noch 129 Dauerkarten verkauft, zählen wir aktuell bereits 159. Vergangenen Sonntag ging es wieder los, zum Auftakt gastierte das preisgekrönte Morgenstern Trio in der Stadthalle. Fast 200 Zuschauer erlebten Klassik der internationalen Spitzenklasse.

Der Dichter Christian Morgenstern war spitzfindig, raffiniert und humorvoll. Sein teils absurder Sprachwitz sucht seinesgleichen, es ist schlichtweg ein Genuss, in die Tiefen seines literarischen Werkes einzutauchen. Das nach ihm benannte Morgenstern Trio wandelt auf seinen Pfaden und das musikalisch, mit Scharfsinn und dem Gespür für das Besondere. Catherine Kipfel am Klavier, Stefan Hempel an der Violine und Emanuel Wehse am Violoncello beherrschen die gesamte Bandbreite an Emotionen. Natürlich hat Christian Morgenstein nicht komponiert, es geht vielmehr um sein Bestreben, Stereotype bzw. die Ebene des Gewöhnlichen zu durchbrechen und damit häufig Zitiertes bzw. Interpretiertes auf eine neue Ebene zu hieven. Das Morgenstern Trio spielt Musik nicht nur, es definiert sie. Im Ergebnis war ein Klassikkonzert selten so mitreißend, wie es der Auftritt der drei bescheidenen Musiker in der Stadthalle war.

Wie viel Haydn oder Mozart letztendlich in Beethovens G-Dur-Trio steckt, wir werden darüber auch künftig nur spekulieren können. Dem Verfasser dieser Zeilen gefällt jedoch die auffallende Eigenständigkeit des Violoncellos und die aufdrängende Vielfältigkeit, mit dem Beethoven als 23-jähriger das Klaviertrio neu zeichnete. Das Morgenstern Trio geht bei der Interpretation der Komposition ganz sinnlich vor und entwickelt ein musikalisches Katz-und-Maus-Spiel. Details werden nicht nur durch Töne betont, sondern auch durch Gesten, es entwickelt sich schnell ein begeisternder Sog. So sind die Abschnitte voller Höhepunkte, sensible Tiefen folgen auf schnell gespielte Passagen, humoristische Elemente auf träumerische Soli.

Immanuel Kant soll einmal auf das Meer geblickt haben und vor Ergriffenheit fast ohnmächtig geworden sein. Die Erhabenheit des Elements Wasser hatte ihn zutiefst berührt. In solch einem seligen Moment stellt sich Gänsehaut ein und positive Gefühle trotzen allen Widerständen. Menschen, die so empfinden, werden von Glück heimgesucht. Musik kann Ähnliches bewirken und Anker sein, manchmal gar das Leben verändern. Das Morgenstern Trio weiß um die Bedeutung und legte in Gunzenhausen einen tonal-berauschenden, Endorphin ausschüttenden Klangteppich über das Publikum.

Ein selten gespieltes Dickicht voller Emotionen sind die irländischen Volkslieder von Frank Martin. Die Tempi variieren, außerdem die Lautstärke. Es klingt teilweise schräg, ist aber unfassbar gehaltvoll und mitreißend. Dagegen ist das Klaviertrio f-Moll op. 65 des Streichers Antonín Dvorák voller süßer Melancholie, manchmal klangdunkel, ein anders Mal ein schier unendliches Liebeslied an die klassische Musik. Die beiden Streichinstrumente schienen in Trance und hauchten Melodien zum sanft gespielten, teils aber auch wie rasend wirkenden Klavier. Diese Interpretation des Morgenstern Trios war pure Poesie, romantische Kammermusik, wie es sie nur in Ausnahmefällen zu genießen gibt.

Die Gunzenhäuser Konzertreihe kehrt am 24. November 2024 mit dem kongenialen Duo Matvey Demin (Querflöte) und Gleb Koroleff (Klavier) nach Gunzenhausen in die Stadthalle zurück. Karten gibt es wie gewohnt im Vorverkauf über das städtische Kulturbüro (Tel.: 09831/508 109; E-Mail: kulturamt@gunzenhausen.de). Die Konzertreihe wird von den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen finanziell unterstützt.

Foto: Stadt Gunzenhausen/Manuel Grosser

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