Heidenheim (red). Gute Beispiele aus der Praxis: Referendare der Verwaltungen für Ländliche Entwicklung und der Wasserwirtschaft aus ganz Bayern haben sich mehrere „boden:ständig“-Maßnahmen im Bereich des Hahnenkammsees im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen angeschaut. Auf dem Programm standen unter anderem mehrere Regenrückhaltungen und Sedimentabsetz-Becken.

Das idyllisch gelegene Gewässer ist Teil des Fränkischen Seenlands und gilt als Geheimtipp für Einheimische und Touristen, die vor allem Ruhe und Natur suchen. Viele Jahre hatte das Gewässer mit Blaualgen zu kämpfen und nach Unwettern kam es immer wieder zu Überschwemmungen im Rohrachtal – zum Teil bis in die Dörfer der Marktgemeinde hinein. Im August 2005 traf es Heidenheim besonders hart. Durch verschiedene Maßnahmen, die das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken durch die Initiative „boden:ständig“ unterstützte, hat sich viel um den Hahnenkammsee getan. Die größte Herausforderung für die Landwirte mit ihren Ackerflächen rund um das Gewässer sei das starke Gefälle, das zum Teil 20 Prozent betrage, so Projektbegleiter Jakob Meier. Die Bauern bewirtschaften ihre Felder bodenschonend, als Folge versickert bereits viel Regen darauf. Doch das allein reicht noch nicht. Bei „boden:ständig“ greifen viele Hände ineinander.

14 Maßnahmen sind bereits umgesetzt – am Hahnenkammsee entstand beispielsweise ein Regenrückhalte-Becken mit einem Volumen von rund 650 Kubikmetern. Dafür wurden „lediglich“ die Baggerstunden eingekauft: „Wir haben während der vergangenen Jahre immer pragmatische Lösungen zusammen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung und dem Wasserwirtschaftsamt gefunden. Das hilft uns Gemeinden ungemein und es spart Kosten“, sagte Heidenheims Bürgermeisterin Susanne Feller. Und Ingo Steinbrecher, Abteilungsleiter beim Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, ergänzte: „Wir sind hier mit der Marktgemeinde, den betroffenen Bürgern und vor allem den Fachleuten vom Wasserwirtschaftsamt sowie Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten pragmatische Macher.“

Eine der größten Maßnahme liegt oberhalb von Hechlingen am See: Oberflächenwasser von höherliegenden Ackerflächen überflutete nach starken Regenfällen Wegseitengräben und von dort „lief die braune Soße in die Ortschaft rein“, stellte Susanne Feller fest. Vier hintereinander liegende Becken mit einem Fassungsvermögen von rund 1000 Kubikmeter – das sind circa 6600 volle Badewannen – verlangsamen den Wasserfluss und ermöglichen ein Absetzen der Sedimente. Die Kosten für alle Maßnahmen bisher schätzte Projektleiter Markus Früh vom Amt für Ländliche Entwicklung auf rund 100.000 Euro, die Förderung liege bei 85 Prozent.

2014 startete „boden:ständig Hahnenkammsee“ als Pilotprojekt in Mittelfranken – mit an Bord das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie das Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Drei Jahre später kam Jakob Meier als Projektbegleiter dazu und die erste Versammlung mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, der Gemeinde und dem Zweckverband Hahnenkammsee fand statt. „Die Mitwirkungsbereitschaft war sehr groß. Die Hälfte der Ideen kam aus den Reihen der Landwirte, welche die Maßnahmen mittlerweile als ‚ihre‘ ansehen“, erklärte Jakob Meier.

Das Miteinander und die Freiwilligkeit, eigene Flächen zur Verfügung zu stellen, seien der Schlüssel zum Erfolg, so Ingo Steinbrecher. „Boden-ständig“ wird in der Regel in einem durch die Maßnahmen eng begrenzten Flurneuordnungsverfahren umgesetzt, so der Abteilungsleiter weiter. Die Referendare waren am Ende beeindruckt von der außerordentlich guten Zusammenarbeit der drei Behörden. Gewässer und Natur sind die großen Gewinner – aber auch die Menschen vor Ort und Touristen, denen ein sauberer Hahnenkammsee fürs Badevergnügen zur Verfügung steht. „Behörden, Privatleute und Landwirte haben alle an einem Strang gezogen, damit es funktioniert“, sagte Bürgermeisterin Susanne Feller – mit dem Ergebnis: „Seit ein paar Jahren ist im Hahnenkammsee keine Blaualge mehr gesichtet worden.“

Bildunterschrift:

Foto: ALE Mittelfranken

 

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