Heimischer Fisch – verantwortbare Alternative – Aber auch Fische benötigen ein Wohlfühlklima

Altmühlfranken (red). Der „Tag der Fische“ am 22. August bietet Slow Food Altmühlfranken die Gelegenheit, auf die besondere Gefährdung der Fische in unseren kleineren Fließgewässern angesichts zunehmender Trockenzeiten und oft auf weiten Strecken fehlendem Uferbewuchs aufmerksam zu machen. Denn gerade der natürliche Uferbewuchs erfüllt eine Reihe von ökologischen Funktionen, die alle für die in diesen Gewässern lebenden Fische und anderen Organismen von existenzieller Bedeutung sind.
Angesichts der zunehmenden Trockenperioden fallen neben fehlenden Niederschlägen z.B. auch Quellschüttungen geringer aus. In dem niedrigeren Wasserstand wirkt sich das dann über einen geringeren Sauerstoffgehalt im Gewässer aus. Dies kann daher vor allem bei kleineren Fließgewässern nur durch eine intensive beidseitige Beschattung mit dicht belaubten Bäumen ausgeglichen werden. Das sind in der Regel die auch für die Tiefendurchwurzelung gerade an kleineren Bächen wichtigen Rot oder Schwarzerlen. Ihr fehlender Schattenwurf kann die Gewässertemperatur um bis zu 2 °Celsius nach oben verändern. Und so ähnlich wie bei der Diskussion um eine noch zu tolerierende Erderwärmung sich auch nur um ein oder zwei Grad dreht, ist dies auch bei der Gewässertemperatur. Die durch eine Beschattung zu erzielende natürliche Gewässertemperatur sichert z.B. den Fischen auch die Existenz der Fischnährtiere, wie z.B. Bachflohkrebse die in fließenden Gewässern ebenfalls nur an bestimmte Wassertemperaturen angepasst sind.
Es liegt daher nicht nur im Interesse der Fische, sondern des gesamten Gewässerökosystems, wenn auch wir auf angepasste Wohlfühltemperaturen in unseren Gewässern achten. Diese liegen natürlich deutlich unter dem Temperaturniveau, welches wir als besonders angenehm erachten. So reagieren z.B. Forellen bereits ab Temperaturen von mehr als 16°Celsius mit dem Abwandern in kühlere Wasserbereiche oftmals höhere gelegenere oder besser mit angereichertem Sauerstoff durchmischte Abschnitte. Und hier können wir den Fischen sehr wohl helfen, wenn es gelingt an den Uferstrecken möglichst viel Schatten werfende Bäume dauerhaft zu erhalten. Und auch deren mitunter notwendiger Rückschnitt sollte aus gleichem Grunde immer so erfolgen, dass genügend Schatten bietende Bäume noch für diesen Temperaturausgleich sorgen können. Fehlen solche Abschnitte im Gewässer insbesondere strömungsaufwärts gibt es für Fische dann keine Ausweichmöglichkeiten
mehr. Ein umfassendes Wassermanagement muss daher auch die Fließgewässer, und hier vor allem kleinere Bäche und deren Oberläufe im Blick haben.

Nur wenn wir unseren heimischen Fischen solche naturnahen Lebensräume bieten, kann auch deren Fang als nachhaltige Nutzung angesehen werden. Denn wenn wir auch in Zukunft Fisch als Proteinund Genussquelle in Anspruch nehmen möchten, dann wird dies nur über einen bewussten Umgang mit dieser wertvollen Ressource des Lebensraums Gewässer möglich sein. Der Klimawandel erwärmt die Gewässer ob Meer, Binnenseen oder Fließgewässer und über die Flüsse werden immer noch zu viele Schadstoffe transportiert. Slow Food will den Fisch als wertvolles Nahrungsmittel gerne auch für die Zukunft sichern und nutzt diesen „Tag der Fische“ um deren heimische Lebensräume stärker in das Bewusstsein von Gesellschaft und Konsumierenden zu rücken. Und da die überdies gerne geschätzten Meeresfische in ihren Beständen ohnehin allesamt stark bedroht sind, sollte unser Anliegen viel stärker auf das Angebot von Binnenfischen gelenkt werden, für welche die gerade in Altmühlfranken noch vorhandenen Fischzüchter auch gute und ökologisch unbedenkliche Angebote aus ihren Fischzuchtbetrieben unterbreiten. Vor allem dann, wenn den Fischzüchtern im Zulauf Bäche und Gewässer zur Verfügung stehen, die noch ökologisch intakt sind, also z.B. auch gut temperiertes Wasser liefern können.

Nach wie vor werden aber nur etwa 3,5 kg je Einwohner und Jahr an Binnenfisch verzehrt, während mit 10 bis 11 kg je Einwohner und Jahr noch viel zu stark Meeresfisch aus überfischten Beständen vor allem Lachs, Thunfisch und Hering nachgefragt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Konsumenten völlig zu Unrecht bei einigen Binnenfischen von minderwertigen Lebensmitteln ausgehen. Dabei gibt es aus aquatischen Lebensräumen kaum hochwertigere und vor allem nachhaltig verantwortbar erzeugte Fischprodukte, wie unsere heimischen Forellen, Saiblinge oder Karpfen bzw. Schleien, Zander oder Brachsen.

Mit dem BinnenfischVerzehr wird jedoch durch eine nachhaltige Fischbewirtschaftung der jährliche Überhang genutzt. Ein System, das vor Jahren auch noch in den Weltmeeren möglich war. Mit der Nutzung der Binnenfische erhalten wir aber hier auf Dauer ausgewogene Populationen, die im Einklang mit den Nahrungsgrundlagen der Seen stehen. Und in Zeiten der Erderwärmung kommen diesen Gewässern auch noch nicht zu unterschätzende Effekte des kleinräumigen Temperaturausgleichs zu.

Der „Tag der Fische“ sollte daher aktiv genutzt werden, um diese unbegründeten Vorurteile genussvoll abzubauen und auf diese Weise auch noch einen höchst effizienten Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu leisten. Die gesunden Fischvorkommen aus unserenregionalen Seen, aus den Weihern und Teichen garantieren einen verantwortungsvollen Verzehr. Es liegt ausschließlich an uns, dass wir gezielt diese regionalen Qualitäten nachfragen, anstatt einfach immer nur nach Fisch zu verlangen und dann fast reflexionsartig Fische aus meist ökologisch bedenklicher MeeresHerkunft erhalten.

Und das am 12./13. Oktober 2024 zum zehnjährigen Jubiläum stattfindende Fränkische SeenLandFischerfest in Wald am Altmühlsee bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, umfassend heimischen Fisch zu verkosten. Denn dort werden was bei Festen höchst selten vorkommt verantwortungsbewusst ausschließlich heimische Binnenfische angeboten.

Bildunterschrift: Das Bild zeigt eine vorbildliche Bachgehölzpflege bei Heidenheim, hier verbleiben genügend Bäume die dem Fließgewässer weiter den wichtigen Schatten spenden. Foto: Dieter Popp

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