Klassisches Beziehungsspiel – Claudio Bohórquez und Péter Nagy zu Gast in der Gunzenhäuser Stadthalle

Gunzenhausen (red). Es steckt ein wenig von Dr. Jekyll und Mr. Hyde in den beiden Ausnahmemusikern Claudio Bohórquez und Péter Nagy. Erst wirken die beiden äußerst sortiert und sezieren jeden Takt augenscheinlich mit mechanischer Präzision, dann werden sie plötzlich wild, spielen schnell und ungezügelt. Der Violoncellist Bohórquez sitzt auf der Bühne ganz vorne Richtung Publikum. Er ist mimik- und gestenstark, sein wallendes schwarzes Haar verströmt einen Hauch von Exotik. Péter Nagy sitzt leicht nach hinten versetzt am Klavier, mit gebeugter, fast unterwürfiger Haltung und in sich versunken. Doch das Publikum durfte sich nicht täuschen lassen: Immer wieder brechen brodelnde Emotionen aus ihm heraus, die er mit beeindruckendem Fingerflug Richtung Gehörgang entlässt. Die beiden Musiker ergänzen sich perfekt und führen eine klassische Mustermusikerbeziehung voller Noten und Takte. Am Sonntag, den 12. März 2023, waren Claudio Bohórquez und Péter Nagy im Rahmen der 2. Gunzenhäuser Konzertreihe in der Stadthalle zu Gast.

Claudio Bohórquez ist weltweit gefragter Cellist und wurde vielfach prämiert. Als Anerkennung für seine außergewöhnlichen Darbietungen erhielt er bereits das weltberühmte Goffriller-Cello Casals als Leihgabe. Mit dem hochbegabten Pianisten Péter Nagy, der bereits im Alter von acht Jahren ein Studium an der Budapester Liszt-Akademie aufnahm, konzentriert er sich auf die Violoncello-Klavier-Kompositionen der großen Meister. In Gunzenhausen spielten die beiden Musiker Stücke von Ludwig van Beethoven, Robert Schuhmann und Johannes Brahms, aber auch eine feurige Bearbeitung eines ungarischen Tanzes.

Bohórquez und Nagy besitzen die große Gabe ihren Instrumenten Leben einzuhauchen. Das Violoncello kann fröhlich und euphorisch sein, aber auch tief melancholisch und zu Tränen gerührt. Zärtlich wie ein Liebhaber streicht und zupft Claudio Bohórquez sein Instrument, nur um im nächsten Moment streitsüchtig und aggressiv die Spannung zu erhöhen. Péter Nagy spürt dagegen jede Note, es fühlt und hört sich so an, als würde die Energie den Finger verlassen und ins Innere des Flügels wandern. Sein Spiel kann romantisch und gefühlvoll sein, dann wieder roh und brutal.

Wirkt Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello C-Dur op. 102/1 noch regellos und träumerisch, so konzentriert sich Robert Schuhmanns „Dichterliebe“ op. 48 auf die Nervenenden und geht direkt unter die Haut. Große Stücke lassen sich spielen, hören und fühlen, und manchmal auch alles drei zusammen. Nach der Pause sorgte Johannes Brahms Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 F-Dur op. 99 für einen krönenden und anspruchsvollen Abschluss. Brahms hatte beim Komponieren den Edeltechniker und Ausnahmecellisten Robert Hausmann vor Augen – Claudio Bohórquez bereitete das Arrangement keine Schwierigkeiten.

Der Auftritt von Claudio Bohórquez und Péter Nagy war Teil der 2. Gunzenhäuser Konzertreihe. Diese findet am Sonntag, den 30. April 2023, um 19.30 Uhr mit dem Auftritt von „The Gentleman´s Flute“ eine musikalische Fortsetzung. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie unter www.gunzenhausen.info.

Foto: Stadt Gunzenhausen

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