Kunststoffregion Altmühlfranken präsentierte sich mit einer „Reise durch die Kunststoffwelt“ beim Wissenschaftstag 2021 der Europäischen Metropolregion Nürnberg

Weißenburg (red). Der kunststoffcampus bayern in Weißenburg beteiligte sich als wissenschaftliche Forschungseinrichtung zusammen mit der Hochschule Ansbach, der Technischen Hochschule Deggendorf sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Ausrichter und Programmgestalter eines eigenen Themenforums am diesjährigen Wissenschaftstag der Europäischen Metropolregion Nürnberg, der am 30. September 2021 in Ansbach stattfand.

Die Teilnahme an dieser Großveranstaltung der Metropolregion mit nahezu 900 Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft war in diesem Jahr coronabedingt erstmalig in hybrider Form
über eine Videokonferenzplattform, über einen YouTube-Channel sowie auch im altbewährten Präsenzformat möglich. Über 170 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer beteiligten sich dabei an dem Themenpanel „Eine Reise durch die Kunststoffwelt“, in dem unter der Leitung und Moderation von Dr.-Ing. Simon Amesöder, IHK-Gremiumsvorsitzender im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sowie Vorsitzender des Fördervereins kunststoffcampus bayern, sowie mit wissenschaftlicher Fachbegleitung durch Prof. Dr. Hans-Achim Reimann von der Hochschule Ansbach bei einer Talkrunde mit Interviews, Filmbeiträgen und Kurzvorträgen aktuelle Herausforderungen und Themenstellungen aus dem Bereich der Kunststofftechnologie einem interessierten Publikum näher gebracht wurden.

Gerade im Bereich der Kunststofftechnologie spielen weitere Innovationen in Anbetracht der aktuellen Debatte um die Themen Nachhaltigkeit, Klimaneutralität sowie Ressourceneffizienz eine zentrale Rolle. Fünf Fachexpertinnen und Fachexperten aus Hochschule und Industrie nahmen das Publikum in Vorträgen und kunststoffcampus bayern Diskussionen auf eine Reise in die Kunststoffwelt mit, die den großen Wandel bei der Anwendung von Kunststoffen verdeutlichte: Nicht nur das Material hat sich gewandelt, auch die Bedeutung und gesellschaftliche Bewertung von Kunststoffen hat sich unter dem Eindruck des Plastikmülls in der Umwelt massiv verändert. Dazu referierte unter dem Motto „Kunststoffe in unserer Welt – Fluch oder Segen?“ Prof. Dr.-Ing. Dietmar Drummer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Kunststofftechnik. Einen anwendungsbezogenen Blickwinkel bot Dr. Dagmar Koppler, Geschäftsführerin von ALLOD Werkstoff GmbH & Co: Sie beschäftigte sich mit der Frage, wie innovative Materialien die CO2-Emission reduzieren können. Auch Dipl.-Ing. Matthias Weißkopf von der Oechsler AG stellte mit seinem Vortrag „Verfahrensinnovation 3D-Druck für nachhaltige Produkte“ einen Bezug zu aktuellen Herausforderungen aus dem Produktionsprozess eines
Industrieunternehmens her. Mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Kunststofftechnik beschäftigte sich auch ein Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Alexandru Sover von der Hochschule Ansbach, der dabei für das Recyceln von Kunststoffen neue Entlackungstechniken mittels Lasertechnologie vorstellte. Ergänzt wurde dieser Vortrag von einer Präsentation der bestehenden Forschungs- und
Weiterbildungsmöglichkeiten des kunststoffcampus bayern in Weißenburg, in der Prof. Dr. Dmitry Rychkov von der Technischen Hochschule Deggendorf die aktuelle Weiterbildungsinitiative des Campus unter der Bezeichnung #DieWIRKT für ressourcenschonende Kunststofftechnik näher vorstellte. Diese Weiterbildungsinitiative zielt darauf ab, klein- und mittelständisch geprägte
Unternehmen der Kunststoffbranche bei ihrer Transformation zur Kreislaufwirtschaft unter dem Gesichtspunkt der „Nachhaltigkeit“ zu unterstützen. In einem Abschlussvortrag beleuchtete Prof. Dr.-Ing. Andrea Siebert-Raths von der Hochschule Hannover die Frage „Nachhaltige Kunststofftechnik – geht das überhaupt?“. In dem Zusammenhang plädierte sie dafür, Kunststoffe als Werkstoff im Sinne der Langlebigkeit und des Ressourcenschutzes weiterzuentwickeln. Die Zielsetzung besteht aus ihrer Sicht darin, den Einsatz von alternativen nachweislich nachhaltigeren Rohstoffen zur Produktion von Kunststoffen auszuweiten, um die Abhängigkeit von Rohöl zu reduzieren. Zudem gilt es aus ihrer Sicht, Kriterien dafür zu definieren, unter welchen Bedingungen der Einsatz von bioabbaubaren Kunststoffen vorteilhaft ist, sowie bestehende Alternativen zu Einwegprodukten zu fördern, wenn diese umweltfreundlicher sind.

In einer Abschlussdiskussion des Themenpanels sprach sich Prof. Dr.-Ing. Drummer dafür aus, den Multimaterialeinsatz bei der Verwendung verschiedener Kunststoffe möglichst zu reduzieren, um auf diese Weise die Recyclingfähigkeit von Kunststoffen zu erhöhen. Um dieses Ziel einer höheren Recyclingfähigkeit von Kunststoffen zu erreichen, spielt aus der Sicht von Dr. Dagmar Koppler die Transparenz und der Informationsfluss innerhalb der Lieferkette eine zentrale Rolle. Nur wenn den weiterverarbeitenden Unternehmen und dem Endverbraucher bekannt ist, welche
Inhaltsstoffe in einem Produkt verwendet wurden, könne eine höhere Recyclingquote letztendlich erreicht werden. In Anbetracht der Klimakrise sowie der aktuellen Corona-Pandemie wird es auch in der Kunststoffregion Altmühlfranken im Bereich der Wirtschaft weitreichende Veränderungen geben, die die Betriebe gemeinsam besser meistern können. Auf diesen branchenübergreifenden, über die regionale Kunststoff- und Automobilzulieferindustrie hinausgehenden Vernetzungsansatz setzt beispielsweise auch die im Jahr 2020 gegründete „Unternehmerinitiative Nachhaltigkeit und CO2- Neutralität Altmühlfranken“, kurz UNNA auf, in der sich Politik und Wirtschaft zusammengeschlossen haben, um die einheimischen Betriebe bei ihrer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit im Produktionsprozess sowie bei der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit zu unterstützen.

Bildunterschrift: Die Referenten des Panel 3 „Eine Reise durch die Kunststoffwelt“ am 14. Wissenschaftstag der Europäischen Metropolregion Nürnberg 2021 in Ansbach v.l.n.r.: Prof. Dr. Hans-Achim Reimann (Hochschule Ansbach), Dr. Dagmar Koppler (ALLOD Werkstoff GmbH & Co. KG), Dipl.-Ing. Matthias Weißkopf (Oechsler AG), Prof. Dr.-Ing. Dietmar Drummer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) Prof. Dr. Dmitry Rychkov (Hochschule Deggendorf und kunststoffcampus bayern), Prof. Dr.-Ing. Alexandru Sover (Hochschule Ansbach und kunststoffcampus bayern), Dr. Simon Amesöder (IHK-Gremiumsvorsitzender im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sowie Vorsitzender des Fördervereins kunststoffcampus bayern). Nicht im Bild: Prof. Dr.-Ing. Andrea Siebert-Raths (Hochschule Hannover). Foto: Nadine Ballenberger/Kulturidee

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