Mit Radoffensive aus der Krisenzeit
Berching (red). Die Auswirkungen und Chancen der Corona-Krise sind das beherrschende Thema auf der Mitgliederversammlung des Tourismusverbands Naturpark Altmühltal am Donnerstag, den 8. Juli 2021 in der Kulturhalle in Berching gewesen. Christoph Würflein sprach von den „größten Verwerfungen in der Tourismusbranche im Naturpark Altmühltal seit der Gründung des Verbandes im Jahr 1951“. Der Geschäftsführer des Tourismusverbands Naturpark Altmühltal sah aber auch Positives. So habe der Tourismus sich im Sommer 2020 trotz der damals geltenden Einschränkungen erstaunlich schnell erholt. Und auch von aktuellen Trends, die laut Tourismusexperten durch die Corona-Krise verstärkt werden, könnte die Region profitieren.
Zu diesen Trends gehören die Rückbesinnung auf Nahziele, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, sowie das Interesse an Natur und regionalen Produkten. „Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Deutschen sich für Urlaub in der Heimat begeistern lassen. Jetzt gilt es, diesen Schwung zu nutzen und unter den neuen Gästen Stammgäste zu gewinnen“, blickte Landrat Alexander Anetsberger als erster Vorsitzender des Tourismusverbands Naturpark Altmühltal in die Zukunft. Um von den Trends langfristig zu profitieren, werden aber auch Investitionen nötig sein. Im Bereich nachhaltige Beherbergungsangebote, die auch mit Ästhetik und Design punkten, sieht Würflein noch Ausbaumöglichkeiten. Die touristischen Leistungsträger seien gefragt, diese Trends aufzugreifen und entsprechend zu investieren. „Hier können der Tourismusverband Naturpark Altmühltal sowie seine Mitgliedskommunen aktiv begleiten und nachdrücklich politisch unterstützen“, betonte der Geschäftsführer. Für den durch die Krise besonders stark betroffenen Tagungstourismus gebe es ebenfalls Chancen, auch wenn es fraglich sei, ob dieser je wieder in den Vorkrisenmodus zurückkehren werde.
Besucherlenkung vor Ort und digital
Während die langfristige touristische Entwicklung nach der Krise noch kaum abzuschätzen ist, hat der Naturpark Altmühltal im vergangenen Jahr auf die kurzfristigen Veränderungen schnell reagiert. Um dem Anstieg beim Tagestourismus gerecht zu werden und „Over-Crowding“ an beliebten Ausflugszielen entgegenzuwirken, wurde bereits 2020 die Kampagne „Psst (fast) geheim“ gestartet, die für weniger bekannte Wege und Sehenswürdigkeiten wirbt. Diese wird seit 2021 durch das Besucherlenkungskonzept „Miteinander. Ja, natürlich!“ ergänzt, das sowohl vor Ort als auch digital Alternativen aufzeigt und die Ausflügler an wichtige Verhaltensregeln erinnert. Online werden außerdem die Social-Media-Kanäle sowie der „Ausflugsticker Bayern“ der Bayern Tourismus und Marketing GmbH und des bayerischen Wirtschaftsministeriums zur Besucherlenkung eingesetzt. Beim Bootwandern soll ein digitales Ampelsystem in Zukunft davor warnen, wenn der Wasserstand der Altmühl für Kanutouren zu niedrig ist. Um das digitale Angebot weiter zu verbessern, testet der Naturpark Altmühltal in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Franken und dessen neuer Produktlinie „Spielraum Franken“ außerdem Online-Buchungsplattformen für Erlebnisangebote.
Neue Schwerpunkte beim Radtourismus
Bei den touristischen Angeboten soll auch 2022 das Radfahren besonders im Fokus stehen. Leuchtturm ist dabei weiterhin der Altmühltal-Radweg. Laut der Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gehört er zu den zehn beliebtesten Fahrradwegen und auch zu den zehn meistbefahrenen Fernrouten in Deutschland. Rund um die Paradestrecke hat sich im Zuge der Radoffensive, die 2019 gestartet wurde, einiges getan. So wurde die Ausschilderung vieler Wege verbessert und das Netz an Radservicestationen für kleine Reparaturen ausgebaut. Ein neuer Angebotsschwerpunkt sind Radrundtouren. Dafür wurden 15 Strecken ausgewählt, die jetzt in der neuen Radwegekarte des Naturpark Altmühltal sowie online vorgestellt werden sollen. Für das kommende Jahr steht die Eröffnung des GeoRadwegs Altmühltal an. Außerdem will der Naturpark Altmühltal den Gravel-Bike-Trend aufgreifen und zusammen mit einem Journalisten eigene Touren für die Radler entwickeln. Würflein betonte, dass beim Graveln weniger Konflikte mit dem Naturschutz oder den Wanderern zu erwarten seien als beim Mountainbiken. Die Touren sollen online verfügbar sein und im Radsport-Podcast Besenwagen des ehemaligen Radprofis Paul Voß präsentiert werden.
Abschied von Siegfried Gallus
Außerdem verabschiedete der Tourismusverband Naturpark Altmühltal ein verdientes Vorstandsmitglied und einen „besonderen Akteur im Tourismus“, wie Landrat Alexander Anetsberger, der 1. Vorsitzende des Tourismusverbands, sich ausdrückte. Siegfried Gallus, langjähriger Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands in Bayern und dessen Vorsitzender im Landkreis Eichstätt, hat in über 30 Jahren als Vertreter von Hotellerie und Gastronomie im Vorstand viele Projekte mit angestoßen und begleitet. Anetsberger würdigte ihn als „glühenden Botschafter für Beilngries und den Naturpark Altmühltal“ sowie als „Architekten einer engen und konstruktiven Partnerschaft zwischen Hoteliers, Gastronomen und dem Tourismusverband“. Die Mitgliederversammlung spendete großen Applaus für Gallus’ Verdienste. Seine Nachfolge im Vorstand tritt Hotelier und Gastronom Robert Sammiller aus Kinding an.
Außerdem wurden dieses Jahr besonders viele langjährige Mitglieder geehrt. Als der Gebietsausschuss Naturpark Altmühltal vor inzwischen 40 Jahren neuformiert und -organisiert wurde, wurden nämlich viele Mitgliedschaften erneuert. Alle „Jubilare“ erhielten ein kleines Erinnerungspräsent.
Bildunterschrift: Siegfried Gallus, langjähriger Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands in Bayern und dessen Vorsitzender im Landkreis Eichstätt, hat in über 30 Jahren als Vertreter von Hotellerie und Gastronomie im Vorstand viele Projekte mit angestoßen und begleitet. Verbandsvorsitzender Landrat Alex Anetsberger verabschiedete nun Gallus und bedankte sich ür dessen jahrzehntelanges Engagement. Foto: V. Platzek