„Ois anders: Großprojekte in Bayern 1945–2020“ – Aspekte aus Franken

Bayernausstellung 2024 im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg

Augsburg / Regensburg (red). Vom Main-Donau-Kanal zur Isental-Autobahn, vom Nationalpark Bayerischer Wald zum Flughafen im Erdinger Moos: Der Freistaat Bayern erlebt in den vergangenen Jahrzehnten eine umfassende Modernisierung und ändert sein Gesicht. Die Bayernausstellung „Ois anders“ im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg spürt bis 22. Dezember 2024 bayerischen Großprojekten nach und beschreibt den Wandel des Landes von 1945 bis heute. Die Ausstellung ist selbst als Baustelle inszeniert und präsentiert sich mit einer 50 Meter umspannenden Projektionsfläche und vielen digitalen Angeboten als interaktives Erlebnis.

Aspekte aus Franken in der Ausstellung:

Fränkisches Seenland und Main-Donau-Kanal: Vom „Armenhaus Bayerns“ zum „Seenparadies“: 1970 beschließt der Landtag den Bau des Fränkischen Seenlands. Durch den Bau des Wasserüberleitungssystems und einer künstlichen Seenlandschaft erfindet sich die Region Westmittelfranken komplett neu. Über große Leitungen und die künstlich angelegten Seen gelangt Wasser vom wasserreichen Süden in den vergleichsweise trockenen Norden Bayerns. Die Seen dienen gleichzeitig dem Hochwasserschutz im Altmühltal und sind ein beliebtes touristisches Ziel.

Wir zeigen in unserer Ausstellung die Geschichte des Seenlands anhand von Fotos und Filmen, stellen den Landtagsabgeordneten Ernst Lechner, der immer wieder als Vater des Seenlandes bezeichnet wird, vor, werfen einen Blick in Gästebücher aus Aha und damit auf die Anfänge des Tourismus in der Region sowie auf die Triathlon-Region Rothsee. Auch wenn gegen den Bau des Seenlandes selbst wenig protestiert wurde, sprachen sich die Bewohnerinnen und Bewohner 2019 in einem Bürgerentscheid gegen die geplante  Ferienanlage Center Parcs aus – wir Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst präsentieren eine Auswahl verschiedener Plakate und Banner von Befürwortern und Gegnern.

Der Main-Donau-Kanal ist ein Triumph der Technik über die Natur: Mit 16 Schleusen überwindet er seit 1992 die Europäische Wasserscheide. Der Kanal, Bayerns längstes Bauwerk, ersetzt damit den Ludwig-Donau-Main-Kanal. Die Idee der beiden Kanäle ähnelt sich: Schaffung einer durchgehenden Schiffsverbindung von der Nordsee zum Schwarzen Meer. Auch wenn der neue Kanal die Dimensionen des alten bei weitem übertrifft, ist seine Rentabilität immer wieder Gegenstand vonKontroversen.

In unserer Ausstellung verfolgen wir die Geschichte des Main-Donau-Kanals und zeigen die Ausmaße der Baustelle zum Kanal. Ein mehrere Meter langes Modell veranschaulicht den Verlauf, die Stufen sowie wichtige Wegmarken entlang des Kanals in der Metropolregion Nürnberg. Der in Bamberg beginnende Kanal trifft am Hafen Nürnberg auf den Warenverkehr auf Straße und Schiene. Ein besonderes Highlight: An einem interaktiven Spiel können Besucherinnen und Besuchern selbst ein Schiff durch eine Schleuse navigieren. Alles in allem: Aufbau, Umbau, Ausbau, wohin man schaut. Die einen jubeln über den Fortschritt, die anderen klagen über die Naturzerstörung.Vieles ist heute aus unserer Wohlstandsgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Am Ende der Bayernausstellung bauen die Besucherinnen
und Besucher selbst an einem virtuellen Projekt.

Nachhaltig und Wiederverwendbar: Die 500 Quadratmeter umfassende Schau ist als nachhaltiges und klimafreundliches Modellprojekt geplant. Im Ausstellungsbau wurden ausschließlich wiederverwendbare Elemente eingesetzt. Bei allen Anschaffungen steht eine gute Nachnutzbarkeit im Mittelpunkt. Der ökologische Fußabdruck der Bayernausstellung soll insgesamt so gering wie möglich ausfallen. Die Maßnahmen werden auf www.hdbg.de dokumentiert.

Das Magazin zur Ausstellung: Mit dem Titel „Ois anders: Großprojekte in Bayern 1945-2020“ widmet sich das HDBG Magazin Nr. 7 dem Thema der Bayernausstellung. Der Band stellt einzelne Großprojekte im Rückblick und in der Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Haus der Bayerischen Geschichte Zusammenschau vor und illustriert diese mit zahlreichen Abbildungen. 15 Expertinnen und Experten beleuchten Bayerns bauliche Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten. Das Magazin ist für 10 € im Online-Laden des HdBG oder im Museumsladen in Regensburg zu erwerben.

Haus der Bayerischen Geschichte | Museum, Donaumarkt 1, 93047 Regensburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 09.00 bis 18.00 Uhr. Montags geschlossen. Fällt ein Feiertag auf einen Montag, so ist das Museum geöffnet. Geschlossen am 24.12., 25.12., 31.12., 01.01.
Eintrittspreise ins Museum:
Dauerausstellung
Erwachsene 7,00 € (inklusive Bayernausstellung 2024 „Ois anders: Großprojekte in Bayern 1945 – 2020“)
Ermäßigt 5,00 € (z. B. Senioren ab 65 Jahren, Schwerbehinderte, Gruppen ab 15 Personen)
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sowie Schüler im Klassenverband und
Studierende unter 30 Jahre: Eintritt frei
Sonderpreis Bayernausstellung 2024 5,00 €

Die Bayernausstellung „Ois anders: Großprojekte in Bayern 1945 – 2020“ ist barrierefrei zugänglich und bietet mit Taststationen und Texten in Leichter Sprache auch inklusive Angebote.

Führungen für Gruppen mit maximal 25 Personen in der Dauerausstellung
Standardführung (75 Minuten): 110,00 € zzgl. Eintritt
Schülerführung (60 Minuten): 95,00 € zzgl. Eintritt
Führungen für Gruppen mit maximal 25 Personen in der Bayernausstellung
Standardführung (60 Minuten): 95,00 € zzgl. Eintritt
Schülerführung (60 Minuten): 95,00 € zzgl. Eintritt

Für Informationen und Reservierungen melden Sie sich bei der Buchungshotline unter +49 (0)941 788 388 0 oder wenden sich per E-Mail an
museumsfuehrung@stadtmaus.de.

Bildunterschrift: Der Altmühlsee als Urlaubs- und Naturparadies (Altmühlsee, 2017). Das Fränkische Seenland gehört inzwischen zu den touristischen Attraktionen Bayerns. Zählte man Mitte der 1980er Jahre rund 350.000 Übernachtungen, sind es heute über 1,2 Millionen. Was die meisten Besucherinnen und Besucher mit Erholung und Urlaub verbinden, hat einen ernsten Hintergrund: Die sieben Seen gehören zu einem komplexen Wassersystem. So nehmen sie bspw. Wasser aus der Altmühl auf und verhindern damit jährlich wiederkehrende Überschwemmungen. Das gespeicherte Wasser geben sie bei Bedarf an Flüsse im wasserarmen Norden Bayerns ab. Foto: Archiv Tourismusverband Fränkisches Seenland und seiner Partner/multimaps360°

 


Für das Fränkische Seenland müssen unter anderem zahlreiche landwirtschaftliche Flächen, Wiesen und Gebäude, darunter einige Mühlen, weichen. Die Proteste gegen die Umgestaltung der Region sind insgesamt verhalten und leise. Die Langweidmühle im Brombachtal wird vom Freistaat Bayern aufgekauft. Der ehemalige Eigentümer dieser Mühle, Willibald Egerer, verlässt jedoch sein Anwesen erst, als bereits mit der Flutung des Brombachsees begonnen wird. Die Langweidmühle kurz vor ihrem Abriss bei der Entstehung des Fränkischen Seenlandes
Ramsberg, um 1992; Foto: Michael Matejka / VNP

Der Main-Donau-Kanal und andere Verkehrswege bei Frauenaurach aus der Luft Herbert Liedel, 1995. Entlang des Main-Donau-Kanals entstanden zahlreiche Straßen, Bahnstrecken, Brücken, Fahrradwege, Logistikzentren sowie mehrere Häfen. Der Kanal wird heutzutage vor allem für Schwerlast- und Massengüter genutzt. Darüber hinaus ist er eine touristische Attraktion und wird von immer mehr Flusskreuzern, Ausflugsschiffen oder Motorbooten befahren. Foto: Herbert Liedel / Helmut Dollhopf

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