Partner für Wirtschaften im Einklang mit der Natur

ALTMÜHLFRANKEN (RED). Heumilch schafft Blühflächen:  Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hat in der Folge eine Reihe von Aktivitäten ausgelöst, mit denen jetzt aktiv nach mehr Blühflächen innerörtlich und auch in der freien Landschaft gesucht wird. Landwirte bieten umweltbewussten Konsumenten und ganz gezielt den Unterstützern des erfolgreichen Volksbegehrens Flächen an, auf denen zugunsten bunt blühender Wiesen auf jede weitere Nutzung verzichtet wird. So löblich dieses Ansinnen auch ist, für Slow Food Altmühlfranken kann eine Wende zu einer wieder artenreicheren Landnutzung aber nur über nachhaltige Nutzungsprozesse erfolgen. „Was wir brauchen sind Produkte aus hiesiger landwirtschaftlicher Produktion, die über naturnahe Bewirtschaftung und handwerkliche Verarbeitung auch wieder den ökologischen Kreislauf in Gang setzen“, betonte Dieter Popp von Slow Food Altmühlfranken. Und bunt blühende, artenreiche Wiesen sind eine der wesentlichen Voraussetzungen für ein solches Wirtschaften im Einklang mit der Natur.

Es ist im Grunde genommen nicht nachvollziehbar, dass der z.B der Absatz von Heumilch auch bei uns rasant zunimmt, aber vor allem Bauern aus den alpinen Bereichen dieses von den Verbrauchern zunehmend geschätzte und zudem hochpreisige Segment über den Handel anzubieten in der Lage sind. Auch die Wiesen im Mittelgebirgsraum und speziell auch hier in Altmühlfranken bieten solche hochwertigen Futtergrundlagen. Angesichts des Intensivgrünlands mit teilweise bis zu fünf Schnitten pro Vegetationsperiode können sich diese Alternative viele Menschen gar nicht mehr vorstellen. In Haundorf ist erst kürzlich eine blütenreiche Streuobstwiese neu entstanden, Landwirte aus Büchelberg bieten eine Umstellung ihrer Wiesen an und aus dem Nachbarlandkreis Ansbach beliefern Bauern eine regionale Käserei bereits längere Zeit mit hochwertiger Heumilch.

Bei der Heumilch erhalten die Kühe keine Silage und kein Kraftfutter und bei Bio-Heumilch wird zusätzlich auch auf gentechnisch veränderte Futterbestandteile verzichtet. Diese Milch zeichnet sich gegenüber handelsüblicher Milch durch einen doppelt so hohen Gehalt am Omega-3-Fettsäuren sowie einen ebenso hohen Gehalt an Linolsäure (Omega-6-Fettsäuren) aus. Damit werden krebs-hemmende sowie antioxidative Wirkungen erzielt. Und vor allem die Omega-6-Fettsäuren sind für unsere Stoffwechselvorgänge von essentieller Bedeutung.

Entscheidend für die Qualität der Heumilch ist vor allem der Artenreichtum der auf den Wiesen wachsenden Kräutern, Blumen und Gräsern, die ein unvergleichliches Aroma bieten. Damit werden aber nicht nur Lebensräume für Insekten und vor allem die vielen Bienenarten erhalten, auch andere Tierarten und vor allem das Niederwild sind auf solche Lebensräume angewiesen. Neben dem damit natürlich auch gewährleisteten einzigartigen Geschmack der Heumilch – der sie insbesondere auch für die Käseerzeugung vortrefflich prädestiniert – ist diese Milch so naturnah und nachhaltig hergestellt, wie keine andere. Diese Wirkung erzielt sie vor allem als Bio-Heumilch, wobei die Zertifizierung bei dieser Wirtschaftsweise eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellt.

Vor diesem Hintergrund ist es für Slow Food Altmühlfranken zukunftsweisend, wenn im Zuge der Umsetzung des Volksbegehrens jetzt von den umweltbewussten Verbrauchern*innen verstärkt z.B. auch auf Milch- und Milchveredelungsprodukte aus naturnaher Produktion zurückgegriffen wird. Eine Möglichkeit besteht darin, gezielt auf Produkte zu setzen, für die artenreiches Grünland eine entscheidende Voraussetzung darstellt.

Die Angebote zur Umstellung auf Blühwiesen sollten daher konsequent aufgegriffen werden, den Angeboten regionaler Erzeuger von Heumilch- oder vergleichbaren hochwertigen Milch-Produkten wäre aber auf jeden Fall dennoch der Vorzug zu geben! Die Ziele des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ werden jedoch nur zu erreichen sein, wenn wir endlich bereit sind, unseren Bauern einen fairen Preis für jene Produkte zu zahlen, deren Qualität wir bisher zu Discounter-Preisen als selbstverständlich erwartet haben!

Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für eine lebendige und nachhaltige Kultur des Essens und Trinkens einsetzt. Der Verein tritt für die biologische Vielfalt ein, fördert eine nachhaltige und umweltfreundliche Lebensmittelproduktion, betreibt Geschmacksbildung und bringt Erzeuger von handwerklich hergestellten Lebensmitteln auf Veranstaltungen sowie durch Initiativen mit Ko-Produzenten (Verbrauchern) zusammen.

Slow Food Deutschland wurde 1992 gegründet und ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Die Slow Food Bewegung zählt in Deutschland etwa 15.000 Mitglieder in über 80 Convivien (lokale Gruppen),weltweit engagieren sich mehr als 120.000 Menschen in über 160 Ländern (www.slowfood.de).

Slow Food Altmühlfranken wurde 2012 gegründet und widmet sich dem Bewusstsein für die vor Ort noch vorhandenen bäuerlichen Erzeuger sowie das Lebensmittel verarbeitende Handwerk. Die höchste Zahl selbst schlachtender Metzgereien in einem bayerischen Landkreis, eine Vielzahl an Mühlen und noch selbst backende Bäckereien oder die 15 handwerklichen Brauereien zeugen von dieser Qualität, die es zu erhalten gilt. Damit all diese Produkte eine erlebbare Bühne erhalten und um zu unterstreichen, dass sie ihren Preis wert sind, bemüht sich Slow Food um die Sicherung dieser Lebensqualität.

Bildunterschrift: Heumilch schafft Blühflächen. Foto: Slowfood

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