Gunzenhausen (red). Vor einem guten Monat startete die Realschule Hensoltshöhe in eine neue Zeitrechnung ihrer Schulgeschichte: Erstmals seit 100 Jahren nehmen seit Anfang September 34 Jungen von insgesamt 71 Schülern am Unterricht der fünften Klassen teil. Zehn von ihnen erzählen in einem Gespräch von ihren Erlebnissen und Eindrücken der ersten Wochen.

Mutig, offen und cool sind die jungen Gesprächspartner – alle im Alter von zehn oder elf Jahren. Und sie bringen ihre Eindrücke schnell auf den Punkt. „Am Anfang war das schon ein bisschen komisch mit so vielen Mädchen – überall nur Mädchen!“, fasst einer der Schüler die ersten Tage auf der neuen Schule zusammen. „So normal haben wir aber mit denen [Mädchen der höheren Jahrgangsstufen – Anm. d. Verf.] jetzt nicht viel zu tun und in unserer eigenen Klasse sind wir fast gleich viel Jungen“, ergänzt ein anderer. Auf die Frage, ob und wie man als Schüler denn merken würde, dass Jungen als Schüler etwas Neues für die Schule sei, antwortet ein weiterer: „Na ja, der eine oder andere [Lehrer – Anm. d. Verf.] hat das vielleicht noch nicht ganz mitgeschnitten.“ „Ist halt so, dass wir ein bisschen aufmüpfiger sind als die Mädchen“, sind einzelne überzeugt. „Aber insgesamt“, stellt einer der Schüler fest und alle stimmen lautstark zu, „sind die Lehrer hier alle voll gechillt – viel cooler als in der Grundschule!“ Auch die Mädchen aus den höheren Klassen hätten sie freundlich aufgenommen und den ein oder anderen sogar schon um eine Handynummer gebeten.

Einige der Jungen kennen die Schule bereits aus ihren familiären Kontexten. Schwestern, Cousinen und auch einige Mütter besuchten bereits die damalige Mädchenrealschule. Für andere ist die Schule ganz neu, aber der kürzere Schulweg, positive Erfahrungen Bekannter und der gute Ruf hätten zur Wahl der Realschule Hensoltshöhe geführt. „Außerdem – ist doch cool, als einer der Ersten auf der Schule zu sein“, stellt einer der Jungen überzeugt fest, „ganz besonders, weil ich noch Single bin.“
„Erstmal war das ganz schön anstrengend mit den Neuen [Jungen – Anm. d. Verf.]“, verrät eine Schülerin, „– besonders auf dem Pausenhof!“ Mädchen und Jungen freuen sich daher gleichermaßen über das neue Pausensportkonzept. „Die [Mädchen – Anm. d. Verf.] wollen in der Pause sowieso nur rumhocken und quatschen …“, erklärt einer der Jungen. Für sie gebe es seit Schuljahresbeginn stattdessen nur eine zentrale Pausenbeschäftigung: Fußball.

Dass Sport und Bewegung unter den Jungen eine große Bedeutung haben, darin sind sich alle einig. Ebenso, dass der geschlechtsgetrennte Sportunterricht das beste Unterrichtsfach sei. „Da können wir endlich mal so richtig draufbolzen!“, so einer der Schüler. Neben Fußball spielt auch das Thema Fairness zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften in der Wahrnehmung der Jungen eine große Rolle, denn „… man merkt schon, dass die [Lehrer – Anm. d. Verf.] uns gleichbehandeln und jetzt nicht irgendwie die Mädchen oder uns bevorzugen oder so.“ „Ich finde, dass die Lehrer voll gechillt reagieren, wenn einer von uns mal ’nen Brüller loslässt“, ist einer der Jungen überzeugt. „Wieso? Die Lautstärke ist doch voll normal!“, argumentiert ein anderer. Dass es an der Schule lebhafter geworden ist, bestätigt auch Herr Kunze, Hausmeister an der Realschule. „In den ersten Tagen waren das [die Jungen – Anm. d. Verf.] alles Mäuschen – aber als sie dann aufgetaut sind, dann ging‘s hier so richtig los!“

Die Dynamik habe sich erhöht, fassen Lehrkräfte ihre Erfahrungen des sich wandelnden Schulalltags zusammen. „Da muss man sich schon erstmal dran gewöhnen“, schmunzelt eine Lehrerin und eine Kollegin fasst zusammen: „Mal ganz ehrlich: Ist das nicht alles ganz normal? Ich empfinde den gemischten Unterricht als eine Bereicherung für alle und bin schon gespannt, wie sich unsere Schule in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.“

Bildunterschrift: Zehn der insgesamt 34 neuen Jungen der Realschule Hensoltshöhe. Foto: Realschule Hensoltshöhe

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