Vom literarischen Thriller bis Flug ins All – Beim Literaturcafé gab es eine bunte Vielfalt an Buchvorstellungen

 

Gunzenhausen (red).Mit dem frischen Wind der Leipziger Buchmesse im Rücken gab es in der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen wieder einen lebhaften Bücher-Talk zu interessanten Neuerscheinungen. 15 Titel haben es auf die Auswahlliste geschafft und das Büchereiteam sowie freiwillige Testleserinnen und Testleser stellten ihre Favoriten vor und gaben Leseempfehlungen.

Zena Wiehn hatte „Russische Spezialitäten“ von Dmitrij Kapitelman ausgewählt. Der Autor mit ukrainischen Wurzeln erzählt von einer russischstämmigen Familie, in der die Mutter „geistig in Russland“ lebt und von der Fernsehpropaganda zum Ukraine-Krieg beeinflusst ist. Ihr Sohn sieht nur eine Möglichkeit: Er reist mit seiner Mutter nach Kiew.

Der Familienroman „Flusslinien“ gehört zu Ulrike Fischer Lieblings-Neuerscheinungen des Frühjahrs. Die Autorin Katharina Hagena räumt hier der Elbe und der Natur in den Elbmarschen eine besondere Rolle ein. Aber es treffen sich auch die Lebenslinien dreier Menschen aus unterschiedlichen Generationen. Um den Kontakt zu ihrer Enkelin zu vertiefen, lässt sich eine 102-Jährige von der Enkeltochter sogar ein Tattoo stechen!

Wer die Kinofilme „Keinohrhasen“ oder „Zweiohrküken“ mag, dem gefällt vielleicht auch der neue Roman der Drehbuchautorin und Regisseurin Anika Decker. Melena Renner hat mit viel Spaß die kurzweilige Geschichte einer interessanten Beziehungskonstellation gelesen. Der Titel ist ungewöhnlich lang: „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“.

Zum ersten Mal beim Literaturcafé dabei war Martina Linder. Sie hat für sich das Genre des literarischen Thrillers entdeckt: „Der Gott des Waldes“ von Liz Moore. Stück für Stück wird das Puzzle um das Verschwinden zweier Kinder zusammengesetzt.

Diesmal nicht im Krimi-Genre zu verorten ist „Im Schnee“ von Tommie Goerz, das Birgit Franz vorstellte. Der Erlanger Autor porträtiert in kleinen Episoden und Rückblenden ein Dorf in der Oberpfalz. Respekt für das einfache Leben schwingt in der Beschreibung der Erinnerungen des Bauern Max mit.

Mit Hartmut Röhl durfte das Publikum im Literaturcafé vom Blick auf die eng begrenzte Welt der Heimat Abschied nehmen und von 400 Kilometer Höhe aus auf den Erdball hinunterschauen: Samantha Harvey beschreibt in „Umlaufbahnen“ die Gedanken und Sehnsüchte von sechs Astronautinnen und Astronauten. Sie schafft es mit ihrer Sprache, ein meditatives Gefühl zu vermitteln und macht neugierig auf ungewöhnliche Perspektiven, wenn sie von der „Sehnsucht nach der Schwerkraft“ erzählt.

Der Debütroman „Dreimeterdreißig“ von Jaqueline Schreiber, den Christine Höller ausgewählt hatte, beginnt mit dem plötzlichen Tod von Klaras Partner Balász. Sein Leichnam liegt nach einem schweren Krampfanfall im Bett neben Klara und nun müssten die Sanitäter oder ein Arzt gerufen werden. Doch Klara bleibt neben ihrer großen Liebe liegen, erinnert sich an die Stationen ihres Zusammenlebens, will diese Zeitspanne zwischen dem Leben, das die beiden gerade noch miteinander führten, und dem Anerkennen des abrupten Endes ausdehnen.

Mit „Beerholms Vorstellung“ wurde in diesem Frühjahr der Debütroman des erfolgreichen Schriftstellers Daniel Kehlmann nochmals veröffentlich und zwar mit „behutsamer Überarbeitung“ durch den heute 50-jährigen Autor. Für Marion Hinderer stand der Roman unbedingt auf der Leseliste und sie zeigte sich begeistert von dem Künstlerroman über Tricks oder Magie oder über die macht der Vorstellungskraft.

Foto: Stadt Gunzenhausen/ Babett Guthmann

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