Von der Kläranlage Weißenburg bis zur Bachmuschel im Felchbach

Weißenburg (red). Von der Kläranlage Weißenburg bis zur Bachmuschel im Felchbach – wer den Zusammenhang sucht, kommt auf die Wasserrahmenrichtlinie. Deren Ziel ist es bekanntermaßen, die Qualität des Grundwassers und der Oberflächengewässer in der EU zu verbessern. Mit dem Thema beschäftigten sich die Studierenden der Landwirtschaftsschule Roth nicht nur im Unterricht, sondern auch im Rahmen einer Exkursion in den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Konzipiert hatte den Nachmittag die Lehrkraft des Faches Naturschutz und Landschaftspflege Elisabeth Remlein.

Exkursion der Landwirtschaftsschule Roth zum Thema Wasserrahmenrichtlinie

Besuch der Kläranlage Weißenburg – diese Ankündigung klingt zunächst nicht besonders spannend. Doch wenn Christine Thurnhofer die verschiedenen Reinigungsstufen zeigt und erklärt, ist man sehr schnell fasziniert von den Vorgängen und dem Ergebnis.

Der Rundgang beginnt an einem Becken, in dem eine undurchsichtige Brühe mit Feststoffen schwimmt, deren Identität man gar nicht so genau wissen will. Am Schluss ist daraus eine glasklare Flüssigkeit geworden. Dazwischen werden zum Beispiel im Sand- und Fettfang Fettteilchen abgetrennt. Dass diese zu einem großen Teil von der täglichen Körperpflege kommen, überraschte die Besucher. Wichtige Mitarbeiter sind im weiteren Verlauf die Bakterien, die organische Stoffe abbauen und zur eigenen Energieerzeugung verwenden. „Diese Bakterien haben ganz spezielle Temperaturansprüche. Es darf ihnen weder zu warm noch zu kalt sein“, erklärte Thurnhofer. Auch chemische Zusätze tragen zur Reinigung bei. Als Besonderheit hat die Weißenburger Kläranlage eine vierte Reinigungsstufe, die seit einigen Jahren als Pilotprojekt läuft. Damit kann sie als einzige in Bayern zusätzlich noch Spurenstoffe wie Arzneimittel oder hormonell aktive Substanzen eliminieren.

Von der großen Kläranlage Weißenburg ging es zur „Klein-Kläranlage“ Bachmuschel. Davon gibt es im Landkreis Weißenburg einige Vorkommen, die Claudia Beckstein vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken betreut. Die Bachmuschel kann pro Stunde drei bis vier Liter Bachwasser filtern und so von Schwebstoffen reinigen – eben wie eine Kläranlage. Damit ist sie ein wichtiges Mitglied des Bachökosystems. Sie benötigt ausreichend saubere Bäche mit strukturreichem Bachbett und abwechslungsreichen Ufern. Und dazu noch geeignete Wirtsfische wie Elritze oder Aitel als Transportmittel und vorübergehenden Entwicklungsort für ihren Nachwuchs. Kein Wunder, dass die Art in ihrem Bestand bedroht ist.

Claudia Beckstein zeigte einige Erosionsschutzstreifen, mit denen ansässige Landwirte den Felchbach vor dem Eintrag von Erdreich schützen – und damit den dortigen Muschelbestand. Den gleichen Effekt erzielt der Sedimentfang, den die Kommune Ettenstatt angelegt hat (siehe Foto). Becksteins Tätigkeit beschränkt sich nicht nur darauf, Überzeugungsarbeit bei Landwirten und Kommunen zu leisten. Die zunehmende Trockenheit durch den Klimawandel führt dazu, dass sie auch Bachmuscheln in ausgetrockneten Gewässerabschnitten von Hand einsammeln und in noch Wasser führende Bereiche umsiedeln muss – eine Arbeit, die den Zuhörern Respekt einflößte.

In der Zusammenschau hat die Exkursion aufgezeigt, dass alle Beteiligten ihre Hausaufgaben machen müssen: Kommunen, Behörden, Landwirte. Gemeinsam gelingt es, dass die Gewässerqualität besser wird. Davon profitieren alle, Mensch, Muschel und die Gewässerökosysteme insgesamt.

Bildunterschrift: Claudia Beckstein (vierte von links) diskutiert mit den Studierenden über den Sedimentfang der Kommune Ettenstatt. Foto: Elisabeth Remlein

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