Zusammenarbeit trägt reiche Früchte: Ökologischer Landbau trifft soziale Verantwortung

Lichtenau/ Triesdorf (red).  Über eine im wahrsten Sinne des Wortes florierende Zusammenarbeit können sich die Außenstelle Lichtenau der Justizvollzugsanstalt (JVA) Nürnberg und die Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) in Triesdorf freuen. Die Kooperation besteht bereits seit
2017. Innerhalb eines Jahres wurde der ehemals konventionelle Lichtenauer Betrieb bestehend aus Ackerbau und Gärtnerei mit Direktvermarktung auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Die Kooperation wurde eingegangen, um den Ökolandbau fest in die Ausbildung am Bildungszentrum Triesdorf integrieren zu können. Auf den JVA-Flächen werden Versuche und Projekte durchgeführt und gleichzeitig innovative Anbausysteme getestet. Einmal mehr wird auch hier wieder der Triesdorfer Slogan Triesdorf verbindet – Tradition | Region | Innovation in die Praxis übertragen.

Gemeinsam mit Markus Koller (Betriebsleiter Landwirtschaft der Außenstelle Lichtenau der JVA Nürnberg) und seinem Team erfolgt die Bewirtschaftung Hand in Hand und der Versuchsbetrieb ist mittlerweile fester Bestandteil der Fruchtfolge in Lichtenau. Insgesamt werden 59 Hektar von der Außenstelle Lichtenau bewirtschaftet: 50 Hektar Ackerland (davon zwei Hektar Gärtnerei) sowie neun Hektar Grünland. Neben dem Freiland werden klassische Kulturen wie Tomate, Paprika und Gurke im Folienhaus kultiviert und auch neue Kulturen wie Ölkürbisse, Kichererbse und Lupine befinden sich seit der Umstellung im Portfolio.

Auch die gesellschaftlich-soziale Verantwortung ist ein wichtiger Baustein der Kooperation: Die Umstellung auf Öko-Landbau bietet die Möglichkeit, dass Inhaftierte in die Landwirtschaft und Gärtnerei eingebunden werden und somit einer ansprechenden und sinnstiftenden Beschäftigung nachgehen können. Dank Weiterbildungsmodulen im Bereich Landwirtschaft, Gärtnerei und Forstwirtschaft können Insassen mit sogenannten „Qualifizierungsbausteinen“ eine zusätzliche Weiterbildungsmaßname in Anspruch nehmen, damit später eine bessere Integration ins öffentliche Leben gelingt. Aktuell arbeiten circa 15 Inhaftierte im landwirtschaftlichen Bereich in Lichtenau.

Zusätzlich werden ein bis drei Freigänger bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf direkt vor Ort beschäftigt. Schwerpunkt sind hier die Bereiche Tierhaltung, Anlagengärtnerei und Pflanzenbau. Summa summarum ein Konzept, das auf geht: Der Betrieb in Lichtenau konnte in den letzten Jahren ausgebaut werden. So wurden sukzessive neue Kulturen in den Anbau integriert und die technische Ausstattung an die neuen Bedingungen des Öko-Landbaus angepasst. Dieses Jahr wurde zudem erstmals der Kartoffelanbau ausgeweitet, um den Gärtnerei-Laden vor Ort in Lichtenau zu bedienen und die Justizvollzugsanstalt mit Grundnahrung zu versorgen.

Bildunterschrift: Freuen sich über die im wahrsten Sinne des Wortes florierende Zusammenarbeit (v. l. n. r.): Markus Koller (Betriebsleiter Landwirtschaft der JVA Nürnberg Außenstelle Lichtenau), Johannes Weid (Landwirt im Werkdienst der JVA Nürnberg Außenstelle Lichtenau), Markus Heinz (Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf). Foto: Vera Pedreiro Correia, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit LLA

Hintergrundinformationen

Das Bildungszentrum Triesdorf: Das Bildungszentrum Triesdorf ist in der Zusammenstellung der Bildungsangebote einzigartig in Deutschland. Es deckt eine Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Agrarwirtschaft, Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft sowie Umweltsicherung ab. Mehr als 3.000 Schü lerinnen und Schü ler sowie Studierende aus dem In- und Ausland nutzen das Angebot der zehn Schulen und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Durch die Konzentration dieser Bildungseinrichtungen und deren intensive Zusammenarbeit werden Ressourcen optimal ausgeschöpft und besondere Kompetenzen geschaffen. Damit kann ein Höchstmaß an Fachwissen in der Lehre angeboten
werden. Der Kontakt zwischen Auszubildenden, Schü lerinnen und Schü lern und den Studierenden erweitert deren Horizont und Wissen und erleichtert ihnen die Entscheidung fü r ihren weiteren Ausbildungsweg. Mittelpunkt des Bildungszentrums sind die Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA). Sie stellen den Bildungseinrichtungen eine breit angelegte Infrastruktur für eine fundierte praktische Ausbildung zur Verfügung. Zudem werden auch für Externe eine Vielzahl von Fort- und Weiterbildungen angeboten.

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (LLA): Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf bilden das Herzstück des  Bildungszentrums. Sie sind Bindeglied zwischen Praxis, Lehre und Forschung. Gemeinsam werden Innovationen auf deren Anwendbarkeit und Übertragbarkeit geprüft. In Triesdorf werden 330 ha Ackerland – davon 112 ha ökologisch in Kooperation mit der JVA Lichtenau – für die Versorgung der Tierbestände und des Marktfruchtanbaus genutzt. Den Bildungseinrichtungen stehen neben den Versuchsflächen auch die Stallungen sowie die Technik am Fachzentrum für Energie und Landtechnik zur Verfügung.

Die Fachbereiche teilen sich wie folgt auf:
• Fachzentrum fü r Energie und Landtechnik
• Tierhaltung mit Tierhaltungsschule
• Pflanzenbau und Versuchswesen
• Ernährung und Hauswirtschaft

Darüber hinaus sorgt die LLA für die Verpflegung und Unterbringung der Kurs- und Seminarteilnehmer sowie der Schülerinnen und Schüler und Studierenden. Um dieses Spektrum abzudecken sind bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten rund 160 Arbeitskräfte beschäftigt. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten sind eine Einrichtung des Bezirks Mittelfranken.

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