Artenschutz über die Speisekarte

Herrieden (red). Das Ansbach-Triesdorfer Rind oder kurz der „Triesdorfer Tiger“  steht ab dem 18. August  im Landhotel „Zur Sonne“ in Herrieden im Mittelpunkt, denn in dieser Zeit werden Gerichte rund um diese vom Aussterben bedrohte Haustierrasse angeboten.

So gibt es unter anderem Sülze vom Tafelspitz, den „Sonnenburger vom Tiger, Rmpsteak oder gesottenes Bugblatt. Das Fleisch dieser Gerichte stammt direkt aus der Region, nämlich vom Biolandhof Engelhardt in Herrieden.

Es ist bereits die dritte Aktionswoche, die der Gasthof „Zur Sonne“ zu dieser besonderen Rinderrasse anbietet. Der Ansbach-Triesdorfer Tiger wurde erst in 2018 in die internationale Arche-Liste von Slow Food aufgenommen, über die in ihrem Bestand gefährdete Rassen oder Arten bzw. verdrängte oder vergessene Gerichte und Rezepturen aufgenommen werden, um damit dieses kulinarische Erbe der Regionen dauerhaft zu bewahren.

So seltsam dies klingen mag, aber nur durch das bewusste Essen, also die Nachfrage kann eine so in ihrer Existenz bedrohte Haustierrasse wie der Triesdorfer Tiger auch erhalten werden. „Schutz durch Nutzung“ nennt man diese Strategie, die vor allem in Biosphärengebieten und Naturparken angewendet wird. Denn längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es vor allem die regelmäßige Nachfrage nach diesen Produkten ist, die das Interesse der Züchter und Tierhalter wieder erwecken.  Gäbe es diese Nachfrage nicht, nur wenige Landwirte würden diese Tiere noch halten, denn mit anderen Hochleistungsrassen kann man natürlich höhere Gewinne erzielen.

Es bedarf der gezielten Bewusstmachung, damit die Konsumenten den Wert und die Bedeutung bestimmter Tierrassen für die nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaften wieder erkennen. Natürlich muss dabei auch ein wahrnehmbares Geschmackserlebnis dazukommen. Dies ist aber gerade bei solchen Rinderrassen, die mit extensiv genutzten Weideflächen auskommen auch gewährleistet. Wie bei vielen anderen Haustierrassen – Rhönschaf, Murnau-Werdenfelser Rind, Schwäbisch Hällisches Landschwein – konnte über die Aufnahme in die Arche Liste von Slow Food und die auch damit wieder ausgelöste  Nachfrage eine dauerhafte Absicherung dieser Haustierrassen als Teil unseres kulinarischen Erbes erfolgen und eine regionale Wertschöpfung  erfolgen.

Der „Triesdorfer Tiger“  fällt durch einen großen und kräftigen Körperbau  sowie durch seine dunklen Hornspitzen auf. Die den Namen gebende Tigerfärbung dieser Rinderrasse reicht von sehr hellem Gelb bis zum dunklem Rotbraun. Die Rasse geht auf die Ansbacher Markgrafen zurück, die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Erfolg friesisch-holländische Niederungsrinder sowie Höhenrinder aus der Westschweiz in die rotbraunen fränkischen Landschläge einkreuzten. Aber das bayerische Reinzuchtgebot besiegelte dann im 19. Jahrhundert den Niedergang dieser regionalen Rinderrasse. Die Zahl sank in etwas mehr als 100 Jahren von 190.000 auf nur noch rund 150 Kühe.

Vor allem der „Verein zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e.V.“ bemüht sich jetzt um den Erhalt und die Gründung einer Erzeuger- und Vermarktungsgemeinschaft. Die beiden Slow Food Regionalgruppen aus Altmühlfranken und aus Hohenlohe-Tauber-Mainfranken unterstützen diese Aktivitäten.

Damit werden auch die Bemühungen des Freistaats Bayern unterstützt, der mit vielfältigen Aktivitäten versucht, bayerische Spezialitäten noch stärker in das Bewusstsein der Verbraucher zu rücken. Eine Genuss-Akademie Bayern, bayerische Genuss-Botschafter oder die Vielzahl bayerischer Produkte mit europäischer Herkunftsbezeichnung machen deutlich, dass ausgewählte regionale Produkte von hoher Qualität eine besondere Wertschätzung erfahren. Auf 12 Millionen werden die kulinarischen Genießer in Deutschland geschätzt und das Wachstums-Segment des kulinarischen Tourismus wächst – wie nur wenige andere Kategorien – im zweistelligen Bereich. Daher befinden sich die im Genussführer von Slow Food aufgeführten Gasthäuser auf einem sehr erfolgversprechenden Weg.

Bildunterschrift: Gerichte vom Triesdorfer Tiger stehen in Herrieden diese Woche im Mittelpunkt. Foto: pixabay

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