Ingolstadt (red).  Zwei Männer stehen in der Mitte eines selbstgebauten Spielfelds, streiten sich um einen großen, roten Schaumstoffwürfel in den beide ihre Finger gekrallt haben, bei einem Spiel das keine Regeln hat, in einem Seminar bei dem es eigentlich um Demokratie geht. In dem ersten, zweitägigen Seminar des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerks Eichstätt hat Referentin Frau Sabine Sommer den Teilnehmenden auf eine andere Art und Weise, die Philosophie hinter Betzavta und dem Demokratiebegriff näher gebracht. Das von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Seminar, richtete sich vor allem an Multiplikator*innen aus Schulen als auch der Erwachsenenbildung und wurde in den Räumlichkeiten der Kolping-Akademie in Ingolstadt veranstaltet.

„Also, was wollt ihr von mir?“ fragte Frau Sommer die Teilnehmenden gleich zu Beginn des Seminars und blickte daraufhin in verdutzte Gesichter. Mit dieser Frage und Beteiligung gleich von Anfang hat wohl selbst in einem Seminar über Demokratie niemand gerechnet. Die Konflikt-Dilemma-Methode des Adam-Instituts for Democracy and Peace (Israel/Jerusalem) basiert auf den Grundprinzipen der Demokratie und setzt in der Durchführung auf ein intensives erfahrbar und erlebbar machen von demokratischen Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen. Das hebräische Wort „Betzavta“ steht dabei für das Wort „Miteinander“ und hat seine Anfänge bereits in der israelischen Friedensbewegung der 80er Jahre.

Die Referentin hat die Teilnehmenden innerhalb der zwei Tage mit verschiedenen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert, von der Abschaffung der Demokratie, zum vermeintlichen Entzug der Freiheitsrechte und dem mehr aber eher weniger spielerischen Kampf um Schokolade. Bei der gemeinsamen Reflexion der Ergebnisse und „Power Relations“ können Emotionen und Gefühle, die während des Gruppengeschehens aufgetreten sind, mitgeteilt und dadurch individuelle sowie Team-Kompetenzen erweitert werden. „In Zeiten zunehmender Diversität schafft das Trainingskonzept ein Bewusstsein von Demokratie, welches weit über den politischen Begriff hinausgeht“, so Sabine Sommer.

Am Ende der zwei Tage zeigten sich alle Teilnehmenden nachdenklich. „Die Demokratie ist essenziell für ein Leben wie wir es hier in Deutschland kennen, dennoch gibt es im Alltagsstress kaum Zeit, sich wirklich tiefgreifend damit auseinanderzusetzen“, so eine der Teilnehmenden. Im Laufe des zweitägigen Seminars wurde der Gruppe unter anderem bewusst, wie fragil eine Demokratie eigentlich wirklich ist, das Freiheit individuell sehr unterschiedlich empfunden wird und das eine demokratische Entscheidungsfindung in unserer diversen Gesellschaft, tatsächlich gar nicht so leicht ist.

Bei der Abschlussrunde waren sich die Teilnehmenden einig, dass das Erlebte und Erfahrene bei allen noch lange nachhallen wird. Das Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk Eichstätt freut sich im Herbst auf die zweite Seminarreihe von Frau Sommer, welche weitere Facetten des Demokratiebegriffs und Miteinanders in unserer Gesellschaft zum Thema haben wird.

Bildunterschrift: Reflexion des „Schokoladenspiels“ in der Gruppe. Foto: Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk Eichstätt

Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit dem eigenen Freiheitsgefühl in verschiedenen Lebensbereichen. Foto: Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk Eichstätt

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