Weißenburg (red). Im Stadtwald Weißenburg gilt seit 01.04.23 ein neues Jagdkonzept Schon 1972 erforschte der Wildbiologe Hermann Ellenberg die Aktivitätsphasen des Rehwildes im Jahresverlauf und fand heraus, dass die höchste Aktivität aller Geschlechter und Alter in den Monaten April und Mai verzeichnet werden konnte. Begründung hierfür sind vor allem die Rangordnungskämpfe der Rehböcke und die Trennung der letztjährigen Kitze von der Geiß. Eine zweite Hochphase gibt es dann erneut im September, wenn die Kitze alle mobil sind und von Milch auf krautige Nahrung umstellen. Vor dem Winter ist dann eine letzte Phase hoher Äsungsaktivität, wenn sich das Rehwild Reserven für die Zeit geringerer Stoffwechselaktivität anfrisst.

Damit schuf Ellenberg eine Grundlage für den sogenannten „Rehjagdkalender“, eine heute noch gültige Orientierung, wann die Jagd auf Rehwild besonders erfolgversprechend ist. Auch der
Klimawandel scheint an den Aktivitätsphasen bisher nur wenig zu ändern, da sich Rehwild an den Tageslängen und nicht an den Temperaturen orientiert. Eine gewisse Bestätigung erhalten die vor über 50 Jahren gewonnenen Erkenntnisse Ellenbergs durch die Auswertung der in den letzten Jahren erlegten Rehe im Stadtwald. Über 70% der Rehe wurden in den Monaten Mai, September, November und Dezember erlegt, die auch Ellenberg als besonders attraktiv auswies.

Diesen Fakten wird mit dem neuen Intervalljagdkonzept im Stadtwald Rechnung getragen. In Phasen geringer Wildaktivität wird im Wald nicht gejagt, was auch wildbiologisch Sinn ergibt, da das Rehwild somit in den Monaten der Kitzaufzucht und Brunft nicht durch die Jagd beunruhigt wird. Die gesetzlich vorgeschriebenen Abschusszahlen werden dann in den guten Jagdmonaten möglichst effizient erfüllt, damit zum Beginn des Winters, wenn die Rehe ihren Stoffwechsel herunterfahren, der Jagddruck reduziert werden kann. Allerdings ist dabei immer die Gratwanderung zu beschreiten, gleichzeitig Wildschweine weiter zu bejagen, was kaum ohne Beunruhigung der restlichen Wildarten möglich ist.

Zeitlich trifft die sommerliche Jagdruhe im Wald mit den kritischen Wildschadensphasen in der Feldflur zusammen, so dass die Waldjäger dann auf den Äckern präsent sein können. Gleichzeitig ist der Wald in dieser Phase für die Wildschweine ein sicherer Rückzugsort, wo sie kaum Schaden anrichten.

Ziel des neuen Jagdkonzeptes ist einerseits, dem Wild mehr Ruhephasen besonders in den sensiblen Zeiten zu verschaffen, andererseits die vorgeschriebenen Abschusszahlen in den Jagdphasen durch vertrauteres Wild effektiver erfüllen zu können. Auch weiterhin wird das ausschließlich mit bleifreier Munition erlegte Wildbret in gewohnter Form am Städtischen Forstamt an Endkunden verkauft. Auch zum Grillen im Sommer eignet sich Wildbret sehr gut. Neben den bisher bereits sehr gut nachgefragten Wildbratwürsten gibt es ab sofort auch geschnittene Steaks aus
der Rehkeule, die nach Belieben mariniert oder pur zubereitet werden können. Der Verkauf findet weiterhin jeden Donnerstag zwischen 10.00 und 12.00 Uhr sowie von 16.00 bis 18.00 Uhr am Städtischen Forstamt in der Geheimrat-Dr.-Doerfler-Straße 38 statt.

Foto: Pixabay

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