Es zieht dir den Boden unter den Füßen weg! – Selbsthilfegruppe „Krebs“

Pleinfeld (JF). Eine bildhübsche junge Frau sitzt vor mir. Bildhübsch trotz der Glatze, die gerade aufgrund der Chemotherapie ihr Haupt ziert. Lächelnd hat sie mir auch Fotos von ihrem Leben davor gezeigt. Dem Leben, als sie noch ganz unbedarft und fröhlich jeden Tag genossen hat – mehr oder weniger. Denn bereits seit ihrer ersten Menstruation litt sie unter heftigen Schmerzen, monatelanger Dauerblutung und einer Odyssee von Frauenarzt zu Frauenarzt. Auch die Einnahme verschiedener Hormonpräparate führte zu keiner Linderung. Durch Zufall hatte ihre Mutter vor knapp einem Jahr von der Hormonsprechstunde in Heidelberg gelesen und einen Termin vereinbart. Doch anstatt der erhofften Heilung der Beschwerden stand nach anfänglicher Zystendiagnose – Eierstockkrebs ist normalerweise ein Thema für Frauen 50+ – plötzlich eben genau dieser als Zufallsbefund im Raum und zog der jungen Frau den Boden unter den Füßen weg. Im Januar wurde der Eierstock und ein großer Bereich des Bauchnetzes entfernt und nun steht noch die sechste und vorerst letzte Chemo an. Eine Zeit, die sie zusammen mit ihrem Freund so gut wie möglich übersteht und nach anstrengenden Tagen mit starken Nebenwirkungen mit kleinen Kurzurlauben Kraft für die nächste tankt.

» Reden ist wichtig!

„Man muss sich damit auseinandersetzen, um es akzeptieren zu können“, ist sich die junge Frau sicher und findet selbst für den Verlust ihrer polangen Haarpracht noch etwas Positives: „Man muss sich die Beine nicht mehr rasieren.“ In ihrer Selbsthilfegruppe möchte Melanie den Betroffenen jeden Alters sowie deren Familien und Freunden eine Anlaufstelle geben, sich auszutauschen, sich über Nebenwirkungen unterhalten und Erfahrungen, damit umzugehen. Eine „Schulter“ bieten, um einmal nicht die Angehörigen belasten zu müssen, aber auch diesen ihre Sorgen und Ängste einmal offen aussprechen zu können. Zeigen, dass man nicht alleine ist, sich nicht schämen und den Kinderwunsch nicht abschreiben, aber leider gut in die eigene Tasche greifen muss. Aber auch, dass man sich selbst kümmern und Vorsorgeangebote unbedingt annehmen soll. Denn die Diagnose Krebs bedeutet nicht automatisch Tod und ist übrigens auch nicht ansteckend! Und nicht zuletzt, um vielleicht auch einmal gemeinsam etwas zu unternehmen.

» Termin
Donnerstag, 1. August 2019, 19.00 bis 21.00 Uhr im MHG Pleinfeld. Um Anmeldung unter Te. 09144 6089988 ist gebeten.

Bildunterschrift: Mit der Selbsthilfegruppe „Krebs“ möchte Melanie im MGH Pleinfeld anderen Betroffenen und Angehörigen Mut machen. Foto: Jessica Frank

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