Nahwärme für Wettelsheim

Wettelsheim (red). Zur Infoveranstaltung und Präsentation der Wirtschaftlichkeitsprognose hatte am vergangenen Samstag die Interessengruppe Nahwärme Wettelsheim eingeladen. Im Vorfeld wurden von der Gruppe bereits Erhebungsbögen an die rund 480 Haushalte im Dorf verteilt, 250 davon haben ihr Interesse an einer Versorgung mit Nahwärme bekundet.

Dass großes Interesse besteht zeigte sich außerdem auch daran, dass trotz Kirchweih und kaltem, regnerischem Wetter viele Hausbesitzer zur Infoveranstaltung kamen und über eine Stunde teils frierend im Freien ausharrten. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation musste die Vorstellung auf zwei Veranstaltungen gesplittet und auf dem Wettelsheim Festplatz im Freien abgehalten werden.

Nach der Begrüßung durch die Mitglieder der Interessengruppe, die in den vergangenen vier Monaten bereits rund 500 ehrenamtliche Stunden in das beginnende Projekt investiert haben, begrüßte auch Bürgermeisterin Dr. Dr. Kristina Becker die Anwesenden. Sie lobte die Vorarbeit der ehrenamtlichen Mitglieder und betonte, dass die Stadt Treuchtlingen das geplante Projekt aus ökologischer Sicht sehr befürwortet. Die Unterstützung durch die Stadtverwaltung sei sicher, auch beim eventuell mit eingebundenen Ausbau der Glasfaserleitungen.

Anschließend stellte Philipp Unöder von der Firma Enerpipe GmbH das Konzept der Nahwärme vor und erläuterte sowohl Technik, Wirtschaftlichkeit, Kosten und Förderungen sowie den geplanten Ablauf des Projekts detailliert und gut verständlich. Er zeigte auch Beispiele aus umliegenden Dörfern auf, wo dies bereits von seiner Firma umgesetzt wurde. Alle Fragen zu den verschiedenen Bereichen konnte er souverän beantworten und vereinzelte Zweifel ausräumen.

Viele Fragen gab es vor allem in Hinblick auf bestehende Solaranlagen, Kachelöfen und Wärmespeicher. Diese können auch noch nach Anschluss an die Nahwärmeversorgung weiter genutzt werden, solange sie den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Hausbesitzer, die also schon einen sogenannten Pufferspeicher bei sich im Haus haben, können diesen weiterhin nutzen und sparen sich dadurch bauseitige Kosten bei der Umstellung.

Auch war für viele Waldbesitzer ein wichtiges Thema, ob sie ihr Holz mit einbringen können. Da die Wärme durch eine Hackschnitzel-Heizung erzeugt werden soll, stellte die Interessengemeinschaft klar, dass alle teilnehmenden Waldbesitzer eigenes Holz abgeben können. Für den Hausbesitzer entfällt somit zum Beispiel das anstrengende und zeitaufwendige „Holzmachen“, denn das Heizen übernimmt ja dann das Heizwerk und man braucht nur noch die Heizung aufzudrehen, um es warm zu haben.

Zur Sprache kamen auch Befürchtung durch Abgasbelastungen. Hier stellte Unöder klar, dass ein modernes Heizwerk dank effizienterer Verbrennung und besserer Filter deutlich weniger Ausstoß produziert als die Summe der dezentralen Heizungsanlagen. Der Staubanteil im Abgas beträgt nachweislich sogar weniger als bei einem einzelnen Kachelofen. Sollten also durch die Nahwärmeversorgung in Zukunft mehr Wettelsheimer die Heizkörper aufdrehen statt ihre Öfen zu schüren, würde sich die Feinstaubbelastung im Dorf deutlich reduzieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war auch die Frage, wer denn alles in den Genuss der Nahwärme kommen kann. Da über die Hälfte der Wettelsheimer Haushalte ihr Interesse daran bekundet haben, wird das Netz nach jetzigem Stand nahezu alle Bereiche im Ort erreichen, so dass nach dem jetzigen Stand der Planungen jeder Haushalt versorgt werden kann. Auch plant man aufgrund des hohen Bedarfs mit zwei Heizwerken an verschiedenen Stellen im Dorf, so dass keiner „zu weit weg“ ist.

Es wurde auch über die geplante gleichzeitige Verlegung von Glasfaserleitungen gesprochen. Dies bietet sich nun an, da für die Wärmerohre umfangreiche Tiefbauarbeiten erforderlich sind. So wird sich für die teilnehmenden Haushalte der angenehme Nebeneffekt eines „wirklich schnellen Internets“ ergeben; erste Gespräche diesbezüglich mit der Stadt Treuchtlingen und den entsprechenden Firmen wurden bereits geführt.

Nach der Veranstaltung zeigten sich die Mitglieder der Interessengruppe sehr zufrieden mit dem durchwegs positiven Feedback der Besucher.

Alle Interessenten sind nun aufgefordert, bis spätestens 25.10.2020 ihr ernsthaftes Interesse durch eine sogenannte „Absichtserklärung“ schriftlich zu fixieren. Diese Erklärungen sind für die weiteren und genaueren Planungen und Kostenkalkulationen von großer Bedeutung. Auch Haushalte, die vorher noch keinen Erhebungsbogen abgegeben haben, können jetzt noch dazukommen. Der Rücklauf der Formulare ist bis jetzt sehr gut, viele wurden bereits abgegeben. Die Formulare können auf der Homepage www.wettelsheim.de/nahwaerme heruntergeladen werden. Dort ist auch die Präsentation vom Samstag noch einmal nachzulesen.

Sobald die Absichtserklärungen eingegangen sind und die Interessenten nach Bekanntgabe der prognostizierten Kosten ihre Bereitschaft bekräftigen, soll mit den Vorplanungen begonnen werden. Außerdem soll bald eine Genossenschaft als Betreiberform gegründet werden, der jeder teilnehmende Hausbesitzer angehört – jeder Wärmeabnehmer ist also gleichzeitig auch Betreiber der Versorgungsanlage. Wenn alles gut läuft, kann vielleicht schon Ende 2021 mit den Bauarbeiten begonnen werden!

Bildunterschrift: Die Infoveranstaltung stieß auf großes Interesse. Foto: Huber, Hüttinger

 

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