Projektstart zum Schutz artenreicher Wiesen im Naturpark Altmühltal

Naturpark Altmühltal (red). Blauer Salbei, weiße Margeriten und zarte Glockenblumen – es gibt sie noch, die farbenfrohen, artenreichen Wiesen, die für den Naturpark Altmühltal so typisch sind. Doch sie werden immer weniger. Sie weichen Straßen und Bebauung oder fallen einer anderweitig veränderten Nutzung unserer Kulturlandschaft zum Opfer. Insekten, Vögel und Säugetiere leiden unter dem Rückgang dieses unersetzlichen Lebensraums. Der Verein Naturpark Altmühltal (Südliche Frankenalb) e.V. setzt sich daher verstärkt für den Erhalt und die Neuanlage von artenreichen Wiesen ein.

Nun ist vor Kurzem der Startschuss für die Erfassung noch vorhandener artenreicher Wiesen in drei Landkreisen innerhalb des Naturparks gefallen. Diese werden ein einem sogenannten Spenderflächenkataster zusammengetragen (siehe Infokasten). Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Die Regierung von Mittelfranken, die Unteren Naturschutzbehörden der beteiligten Landkreise Eichstätt, Weißenburg-Gunzenhausen und Neuburg-Schrobenhausen sowie die Landschaftspflegeverbände Eichstätt und Mittelfranken unterstützen die Maßnahme. Ziel ist ein dauerhafter Erhalt der für das Altmühltal typischen artenreichen Wiesen, indem Saatgut von bestehenden Wiesen auf neu anzulegende Wiesenflächen übertragen wird.

Beauftragt mit der Bearbeitung ist das Fachbüro Baader Konzept aus Gunzenhausen, das bereits im Landkreis Donau-Ries mit der gleichen Thematik betraut war. In Zusammenarbeit mit vielen ortskundigen Haupt- und Ehrenamtlichen, unter anderem der örtlich aktiven Naturschutzverbände Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz, wurde eine Vorauswahl geeigneter Flächen getroffen. Wenn jetzt die Wiesen in voller Blüte stehen, suchen die Mitarbeiter des Büros die Wiesen vor Ort auf und erfassen den Bestand im Detail.

Durch die Kartierung erhoffen sich Christoph Würflein, Geschäftsführer des Vereins Naturpark Altmühltal e.V., und Projektleiterin Christa Boretzki einen guten Überblick, wo geeignete artenreiche Spenderflächen mit den Highlights der heimischen Pflanzenwelt zu finden sind.

Aus diesen „Wiesenschatzkammern“ kann man in einem nächsten Schritt mit verschiedenen Verfahren Samen gewinnen, z.B. durch Mähen, und damit ökologisch wertvolle Wiesen anlegen. Prädestinierte Ansprechpartner dafür sind die zuständigen Landschaftspflegeverbände Eichstätt und Mittelfranken, die daher schon bei der Kartierung mit einbezogen werden. Sie können die Beratung und die Abwicklung der Mäh- oder Druschgutübertragung übernehmen, und auf diese Weise die Entwicklung von artenreichem Grünland vorantreiben.

Von einem solchen Spenderflächenkataster profitieren Gemeinden, Straßenbau- und Wasserwirtschaftsämter, Forstbetriebe, Privateigentümer oder Unternehmen wie z.B. Solarparkbetreiber. Aber auch Landwirte können durch die Gewinnung, Bereitstellung und Übertragung entsprechenden Mäh- und Saatgutes in die regionale Wertschöpfungskette eingebunden werden. Die Kataster werden dann laufend aktualisiert und ergänzt.

In Info-Kasten:

Was ist ein Spenderflächenkataster?

Ein Spenderflächenkataster ist ein Verzeichnis artenreicher Grünlandflächen in einer bestimmten Region, die als „Spenderflächen“ zur Gewinnung von Saatgut bzw. samenreichen Aufwuchs geeignet sind. Mit diesem Saatgut können neue Grünlandflächen mit einer für die Region typischen Artenzusammensetzung angelegt werden.

Zur Anlage von artenreichen Wiesen kann prinzipiell Saatgut von speziellen Produktionsbetrieben verwendet werden. Diese entnehmen in verschiedenen Regionen das Basissaatgut in der freien Landschaft, bauen es an und vermehren es, und können so für verschiedene Regionen gebietseigenes Saatgut anbieten. Laut Bundesnaturschutzgesetz darf seit März 2020 bei Begrünungen in der freien Landschaft, z. B. auf Ausgleichs- oder Gestaltungsflächen, nur noch gebietseigenes, zertifiziertes Saatgut verwendet werden. Dadurch ist inzwischen der Nachschub für viele Begrünungsprojekte schwierig geworden, da in einigen Regionen die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt.

Alternativ kann man aber auch von artenreichen Wiesen aus der näheren Umgebung direkt Samen oder samenreifer Aufwuchs gewinnen und auf der zu begrünenden Fläche ausbringen. Diese Bestandswiesen nennt man dann Spenderflächen. Hier ist sogar ein engerer räumlicher Bezug zwischen Spender- und Begrünungsfläche möglich als bei vermehrtem Saatgut.

Das gewonnene Saatgut besteht bei fachgerechter aus gebietseigenen Wildpflanzen, die genetisch optimal an die regionalen bzw. lokalen Bedingungen angepasst sind. Vor allem spezialisierte Insektenarten brauchen oft genau diese besonders angepassten Wildpflanzen, etwa als Pollen- und Nektarquelle oder als Raupenfutter, so Dr. Frank Molder vom beauftragten Büro Baader Konzept.

Foto: Karin Weiß

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