Weißenburg (red). Der sogenannte „Blühpakt Bayern“ ist und soll weiterhin ein großes Erfolgsprojekt für den Arten- und Biotopschutz in Bayern sein und werden. Das betonte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei der Eröffnung des ersten Allianz-Tages des Blühpakt Bayern am 20.05.2022, dem Weltbienentag in Ellingen. Artenschutz ist eine Generationenaufgabe. Gemeinsam mit etlichen Allianz-Partnern will das Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz Bayern zum Blühen bringen.
In Bayern gibt es rund 3.000 einheimische Pflanzenarten, etwa 80 Prozent davon werden vorwiegend durch Wild- und Honigbienen, Hummeln und andere Insekten bestäubt. Bienen sind daher für den Artenschutz essentiell notwendig um unser Ökosystem dauerhaft aufrecht zu erhalten, so Glauber. Ein Drittel unserer gesamten Nahrungsmittelkette hängt von der Bestäubung durch Bienen und andere Insekten ab. Eine Studie schätzt derzeit den wirtschaftlichen Nutzen durch bestäubende Insekten wie Honig- und Wildbienen in Europa pro Jahr auf rund 15 Milliarden Euro. „Stirbt die Biene, stirbt auch der Mensch“ so soll sich Albert Einstein hinsichtlich eines möglichen globalen Verlustes der meisten Insekten ausgedrückt haben. Deswegen muss alles getan werden, um den schwindenden Lebensraum für Bienen und Insekten zu bewahren und zu verbessern. Der „Blühpakt Bayern“ soll laut Minister Glauber dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.
Auf dem ersten Allianz-Tag des Blühpaktes Bayern am Golfplatz Zollmühle in Ellingen haben die Allianz-Partner verschiedene Projekte vorgestellt, mit denen sie die Ziele des Blühpaktes unterstützen und sich aktiv für mehr Arten- und Insektenvielfalt engagieren. Zu den Partnern gehören dabei der Bayerische Golfverband, der Landesverband der Bayerischen Imker, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, der Bayerische Städtetag und
der Bayerische Gemeindetag.
Vorgestellt wurde unter anderem auch das neue Projekt des Umweltministeriums mit dem Landesverband der Bayerischen Imker – „Mit Kindern die Welt der Bienen entdecken“. Gemeinsam mit Kindern legen Imker in ganz Bayern kleine Blühwiesen in Kindergärten an und geben Einblicke in die Welt der Bienen. Für das Projekt wurde auch bereits ein Kinder-Bienen-Tagebuch „Ein Jahr die wilde Welt der Bienen entdecken“ und ein Begleitheft für pädagogische Fachkräfte erarbeitet. Zudem erhielten auch sieben bayerische Golfplätze die Auszeichnung „Blühender Golfplatz“. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz werden die dort vorhandenen weitläufigen Flächen für Insekten und andere Tier- und Pflanzenarten naturnah gestaltet und reaktiviert.
Aus über 250 Bewerbungen Anfang des Jahres wurden insgesamt 100 Kommunen aus ganz Bayern mit den besten Konzepten für mehr Artenvielfalt ausgewählt. Glauber: „Mit den Starterkits wollen wir die Städte, Märkte und Gemeinden bei der naturnahen und insektenfreundlichen Gestaltung ihrer Flächen mit heimischen Pflanzen tatkräftig unterstützen. Insgesamt 500.000 Euro stellen wir dafür zur Verfügung.“ Auch Weißenburg in Bayern hatte sich dabei mit drei Flächen zur resilienten ökologisch-nachhaltigen Umgestaltung mit dem Titel „Blühende-Essbare Landschaften Weißenburg i. Bay.“ beworben. Weißenburg wurde daraufhin seitens des Ministeriums als eine der 100 bayerischen Kommunen mit einer Startsumme von 5000 € für die angegebenen Flächen bedacht.
Zweite Bürgermeisterin Maria Schneller nahm in Ellingen, in Vertretung für Herrn Oberbürgermeister Schröppel, den Scheck aus den Händen von Herrn Staatsminister Thorsten Glauber entgegen. Die Geldsumme soll so eine Starthilfe zu möglichst ortseigenem Saagut sowie heimischen Wildpflanzen und Wildgehölzen dienen, die dann auf den Flächen der Kommune ausgebracht und gepflanzt werden sollen. So kann auch die Stadt Weißenburg einen sehr guten Beitrag zur Verhinderung eines weiteren Artenschwundes leisten.
Die Stadt Weißenburg arbeitet allerdings schon seit geraumer Zeit mit den verschiedensten Partnern an einer nachhaltigen Bewirtschaftung der städtischen Liegenschaften, Grünflächen und des Straßenbegleitgrüns. Zu nennen wären dabei zum Beispiel die Flächen am sog. „Oechsler-Parkplatz“ und viele der mittlerweile weniger oft gemähten Restflächen und Straßenbegleitgrün. Diese sind dadurch schon nach kurzer Frist -aus naturschutzfachlicher Sicht- als viel artenreicher und dabei auch nachhaltiger einzustufen. Partner im Umgang mit den Flächen, sind hierbei die hiesigen Naturschutzverbände, die Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, der Landschaftspflegeverband Mittelfranken, das städtische Forst- sowie Gartenbauamt, die Obst- und Gartenbauvereine, die Baumschulen und die neu eingesetzten Blühpaktberater der Regierung von Mittelfranken. Zusätzlich wird Weißenburg demnächst, in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Gründer der sog. „Essbaren Landschaften“ Sigi Tatschl, eine Fläche mit Alleinstellungsmerkmal im bayerischen Raum zum Sehen, Fühlen, Schmecken und Riechen im Bereich des Schanzmauergrabens erhalten.
Diese Hilfestellungen sollen auch als Leitfaden für den Städtischen Bauhof und die Gärtnerei dienen, die dann zukünftig einfacher und klarer die Grünflächen im Stadtbereich aber auch in den Ortsteilen bewirtschaften können. Nur wenn auch Kommunen wie Weißenburg mit seinen Ortsteilen Vorbild sind und den Schritt weg von versteinten oder „geschleckten“ Vorgärten und Grünflächen den Mut zu mehr „Wildheit“ und ökologischer Vielfalt zeigen, kann der 2018 ins Leben gerufene „Blühpakt Bayern“ auch bei der Mehrheit der Bevölkerung Akzeptanz und Nachahmung finden.
Bildunterschrift: Weißenburgs zweite Bürgermeisterin Maria Schneller nahm den Scheck aus den Händen von Umweltminister Thorsten Glauber entgegen. Foto: Stadt Weißenburg